Erschienen in:
01.08.2006 | Intensivmedizin
Einsatz von Ketamin bei Sepsis und systemischen Entzündungsreaktionen
verfasst von:
Dr. M. Lange, K. Bröking, H. van Aken, C. Hucklenbruch, H.-G. Bone, M. Westphal
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
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Ausgabe 8/2006
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Zusammenfassung
Ketamin führt über eine Stimulation des sympathischen Nervensystems, eine Inhibition adenosintriphosphatsensitiver Kaliumkanäle und eine Interaktion mit dem Stickstoffmonoxidsystem als einziges intravenöses Anästhetikum zu einer Steigerung des mittleren arteriellen Blutdrucks, ohne dabei das Herzzeitvolumen zu beeinträchtigen. Des Weiteren haben experimentelle und klinische Untersuchungen gezeigt, dass Ketamin antiinflammatorische Eigenschaften besitzt, indem es insbesondere die Freisetzung proinflammatorischer Zytokine, wie Tumor-Nekrose-Faktor-α und Interleukin-6 inhibiert. Außerdem konnte in tierexperimentellen Sepsismodellen eine Mortalitätsenkung durch frühzeitige Ketaminapplikation nachgewiesen werden. Im Hinblick auf die derzeit verfügbare Literatur stellt Ketamin somit möglicherweise eine sinnvolle Therapieoption für die Langzeitsedierung von Patienten mit arterieller Hypotension bei Sepsis und systemischen Entzündungsreaktionen (SIRS) dar. Eine potenzielle Nebenwirkung von Ketamin ist die Inhibition der endothelialen Stickstoffmonoxidsynthase; hierdurch wird die bei septischen Patienten per se gestörte Mikrozirkulation möglicherweise weiter beeinträchtigt. Weitere klinische Studien sind erforderlich, um die Bedeutung von Ketamin in der Behandlung von Patienten mit Sepsis und SIRS kritisch zu evaluieren.