Individualisierte Therapie des fortgeschrittenen Schilddrüsenkarzinoms

Das zunehmende Verständnis der komplexen molekularen Pathogenese mit der Identifizierung molekularer Targets ermöglichte die Entwicklung und klinische Translation biologisch gezielter Therapien bei fortgeschrittenen radiojodrefraktären differenzierten Schilddrüsenkarzinomen (DTC).

Sorafenib wurde im Mai 2014 als erste dieser Substanzen für die Therapie fortgeschrittener DTC zugelassen. Eine Reihe anderer Substanzen wie Pazopanib, Vandetanib, Cabozantinib, Axitinib, Sunitinib, Vemurafenib steht aufgrund ihrer Zulassung bei anderen Tumorentitäten und auf dem Boden vielversprechender Daten aus Phase-II-Studien zum Einsatz im individuellen Heilversuch zur Verfügung. Aufgrund der beeindruckenden Daten in der SELECT-Studie erfolgte für Lenvatinib aktuell die Zulassung in den USA beim metastasierten radiojodrefraktären DTC, die auch für Europa in den nächsten Monaten erwartet wird. Ein weiterer vielversprechender Therapieansatz ist die Reinduktion einer Natrium-Iodid-Symporter(NIS)-vermittelten Radiojodspeicherung in Metastasen fortgeschrittener DTC, womit diese einer Radiojodtherapie wieder zugänglich gemacht werden. Auf dem Boden der interessanten Daten zu Selumetinib in einer Pilotstudie ist hierzu in Deutschland eine Multizenterstudie geplant.

Der Einsatz molekular gezielter Therapien bei Patienten mit fortgeschrittenem radiojodrefraktärem DTC sollte auf Patienten mit signifikantem Progress und hoher Tumorlast beschränkt werden, wenn andere palliative Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind und eine Watch-and-wait-Strategie nicht mehr gerechtfertigt werden kann. Die individuelle Behandlungsstrategie sollte im interdisziplinären Team erarbeitet werden – auch mit dem Ziel, geeignete Patienten in kontrollierte klinische Studien einzuschließen. Daher wird empfohlen, Patienten mit fortgeschrittenem radiojodrefraktärem DTC an spezialisierte Zentren anzubinden.