Erschienen in:
01.04.2015 | Leitthema
Integrierte Versorgung für erst- und mehrfacherkrankte Patienten mit schweren psychotischen Erkrankungen
3-Jahres-Ergebnisse des Hamburger Modells
verfasst von:
Prof. Dr. Martin Lambert, D. Schöttle, F. Ruppelt, D. Lüdecke, G. Sarikaya, M. Schulte-Markwort, J. Gallinat, A. Karow
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 4-5/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Das „Hamburger Modell“ ist ein Integriertes Versorgungsmodell (IV) nach § 140 SGB V für Psychosebetroffene, welche die Kriterien für eine schwere psychische Erkrankung erfüllen.
Ziele der Arbeit
Darstellung des Behandlungsmodells und Evaluation der Effektivität für alle Patienten, die ≥3 Jahre in der IV behandelt werden.
Material und Methoden
Im Rahmen der Qualitätssicherungsstudie werden multidimensionale Daten zum Aufnahmestatus, zum Verlauf der Erkrankung und der Leistungen erfasst. Diese werden für alle 158 Patienten ausgewertet, die ≥3 Jahre in der IV behandelt werden.
Ergebnisse und Diskussion
Bei Aufnahme bildete sich die Schwere der Erkrankung u. a. durch hohe Psychopathologiewerte (BPRS: 80,3), hohe Krankheitsschwere (CGI-S/CGI-BP: 5,8), niedriges Funktionsniveau (GAF: 35,9) und die Häufigkeit von komorbiden psychischen (94,3 %) und somatischen (81,6 %) Erkrankungen ab. Lediglich 8 Patienten (5,1 %) brachen die Gesamtbehandlung ab. Im 3-Jahres-Verlauf kam es zu signifikanten und stabilen Verbesserungen in den Bereichen Psychopathologie (BPRS: p < 0,001), Krankheitsschwere (CGI-S/CGI-BP: p < 0,001), Funktionsniveau (GAF: p < 0,001), Lebensqualität (Q-LES-Q-18: p < 0,001) und Behandlungszufriedenheit (CSQ-8: 2,0 auf 3,3; p = 0,164; nicht signifikant, da große Verbesserungen zu Beginn). Zwangseinweisungen wurden reduziert und die medikamentöse Adhärenz sowie die Arbeitsfähigkeit verbessert (alle p < 0,001). Leistungsdaten zeigen kontinuierliche hochfrequente ambulante Behandlungskontakte (durchschnittlich 112,0 pro Jahr) mit einem hohen Anteil von Patienten in Psychotherapie (67 %) bei nahezu 90 %iger Reduktion jährlicher stationärer Behandlungstage von Jahr 1 zu Jahr 3. Durch integrierte Versorgung kann auch bei schwer erkrankten Psychosepatienten eine multidimensionale Verbesserung und Stabilisierung der Erkrankung erreicht werden.