Erschienen in:
01.09.2014 | Leitthema
Kreuzreaktionen zwischen den Giften von Hymenopteren unterschiedlicher Familien, Gattungen und Arten
verfasst von:
Dr. W. Hemmer
Erschienen in:
Die Dermatologie
|
Ausgabe 9/2014
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Zusammenfassung
Die simultane Reaktivität mit mehreren Hymenopterengiften ist ein regelmäßiges Problem bei der Abklärung von Insektengiftallergien. Zwischen den Giften der Vespinae (Vespula, Dolichovespula, Vespa) besteht eine starke, wenn auch individuell variable Kreuzreaktivität. Reaktionen nach Hornissenstichen sind in Mitteleuropa fast immer Folge einer Kreuzreaktivität bei primärer Vespula-Allergie. Die korrekte Abklärung von multiplen Sensibilisierungen gegenüber Vespula und Polistes (Feldwespen) ist insbesondere im Mittelmeerraum kritisch. Mittels der Markerallergene Ves v 5 und Pol d 5 ist in vielen Fällen die direkte Identifizierung des Primärgiftes möglich. Aufgrund der Ähnlichkeiten zwischen Bienen- und Hummelgift können Bienengiftallergiker nach akzidentiellen Hummelstichen allergisch reagieren, bei entsprechender Exposition sind aber genuine Hummelgiftsensibilisierungen ohne ausgeprägte Kreuzreaktivität zu Bienengift möglich. Mehr als 50 % aller Insektengiftallergiker zeigen doppelt positive Allergietestbefunde auf Bienen- und Wespengift. Ursache können eine echte Doppelsensibilisierung (20–40 %) oder Kreuzreaktionen über die in beiden Giften vorkommenden Allergene Hyaluronidase (Api m 2/Ves v 2), Dipeptidylpeptidase IV (Api m 5/Ves v 3) und Vitellogenin (Api m 12/Ves v 6) sein. Die klinische Relevanz dieser Kreuzreaktionen ist unbekannt. In bis zu 50 % der Fälle ist die Doppelpositivität durch (klinisch irrelevante) IgE-Antikörper gegen CCDs (kreuzreaktive Kohlenhydratdeterminanten) bedingt. Mithilfe der artspezifischen Komponenten Api m 1 bzw. Ves v 1/5 können viele (aber nicht alle) Patienten mit einer echten Doppelsensibilisierung erfasst werden. Allergengemeinschaften mit Ameisengiften sind erst wenig erforscht. Eine fallweise klinisch relevante Kreuzreaktivität existiert zwischen Vespula und Solenopsis (Feuerameise), Querverbindungen zu anderen Ameisen sind nicht gesichert.