Erschienen in:
01.01.2006 | Originalien
Langfristige Auswirkungen traumatischer Ereignisse auf somatische und psychische Beschwerden
Am Beispiel von Vertriebenen nach dem 2. Weltkrieg
verfasst von:
C. J. Fischer, J. Struwe, Dr. M. R. Lemke
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 1/2006
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Zusammenfassung
Über Auswirkungen der Vertreibung aus der Heimat, der damit verbundenen traumatisierenden Erlebnisse und deren Langzeitfolgen ist wenig bekannt. Daher wurden mittels einer Fragebogenaktion 600 Personen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben worden waren, schriftlich zu biographischen Daten, Symptomen der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und zu psychischen und somatischen Beschwerden (SCL-90-R) befragt. 25% der Angeschriebenen schickten die Fragebogen ausgefüllt zurück. Von diesen waren bei 9,8% die Diagnosekriterien einer PTBS erfüllt, in einer altersentsprechenden Kontrollgruppe bei 1,8% der Probanden. Hinsichtlich der psychischen und somatischen Beschwerden zeigte sich bei den Vertriebenen im Vergleich zu den Probanden der Kontrollgruppe in allen Subskalen ein höherer Belastungsindex. Die vorliegende Untersuchung gibt Hinweise darauf, dass Vertreibung aus der Heimat ein psychotraumatisierendes Erlebnis darstellt und über 50 Jahre später Auswirkungen auf den Gesundheitszustand und das alltägliche Leben haben kann.