Erschienen in:
01.09.2014 | Originalien
Langzeitergebnisse nach operativer Rekonstruktion hoher Hüftluxationen bei infantiler Zerebralparese
Ist ein Hüftscreening notwendig?
verfasst von:
Prof. Dr. F. Braatz, A. Eidemüller, M.C. Klotz, S.I. Wolf, T. Dreher
Erschienen in:
Die Orthopädie
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Ausgabe 9/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Hüftluxation als Folge einer neurogenen Hüftdezentrierung ist bei Patienten mit infantiler Zerebralparese (ICP) ein häufiges fokalmotorisches Krankheitsbild. Zusätzlich zu Kontrakturen des Hüftgelenks bestehen in bis zu 65 % der Fälle Schmerzen, die zu weiteren Funktionsverlusten und häufig zu Einschränkungen bei wichtigen basalen Funktionen wie Lagerung, Pflege, Sitzen, Stehen und Transfer führen.
Methoden
Um Hüfluxationen zu vermeiden und frühzeitig eine Therapie einleiten zu können, sind in den letzten Jahren Screeningprogramme entwickelt worden, die klar die Risiken einer Hüftdezentrierung bei ICP in Abhängigkeit von der Gehfähigkeit aufzeigen. Eine Untersuchung des natürlichen Verlaufs ist nahezu unmöglich, da Patienten mit schmerzhafter neurogener Hüftdezentrierung in aller Regel operativ therapiert werden.
Patienten
In der vorliegenden Studie wurden 96 Patienten mit einer hohen Hüftluxation, Grad IV der Tönnis-Einteilung, eingeschlossen; 68 Patienten konnten nachuntersucht werden. Das Alter zum Zeitpunkt der Operation betrug im Mittel 10,9 Jahren. Der Nachuntersuchungszeitraum lag im Mittel bei 7,7 Jahren. Im postoperativen Verlauf reluxierten 6 von insgesamt 91 rekonstruierten Hüftgelenken, bei einer Patientin erfolgte eine proximale Femurresektion. Der Migrationsindex nach Reimers betrug zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung 14,0 %.
Schlussfolgerung
Rückzugsverfahren könnten mit Screeningprogrammen vermieden werden. Diese sind anzustreben, damit die neuroorthopädische Behandlung zur Operationsplanung nicht erst bei Auftreten von Schmerzen eingeleitet wird und Rückzugsverfahren wie die Angulationsosteotomie oder die proximale Femurresektion vermieden werden können. Eine Rekonstruktion sollte auch bei geringer Deformierung des Hüftkopfs angestrebt werden. Um dies umsetzen zu können, sollte in Zukunft die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Neuro-, Sozialpädiatern und Neuroorthopäden noch vertieft werden.