Erschienen in:
01.07.2015 | Psychoonkologie
Lebensqualität und psychische Belastungen von Schilddrüsenkrebspatienten
verfasst von:
Mag. Dr. E.-M. Gamper, M. Sztankay
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 7/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die überwiegend gute Prognose von Schilddrüsenkrebs sowie die günstigen Therapieoptionen führen auf der Seite der Behandler häufig zur Annahme, die Lebensqualität dieser Patienten müsste hoch und die psychosoziale Belastung gering sein.
Ziel
In diesem Beitrag sollen die Lebensqualität sowie die psychosozialen Belastungen und die Versorgungsbedürfnisse dieser Patientengruppe vorgestellt werden.
Ergebnisse
Studien berichten gehäuft von verschiedenen langwierigen Einschränkungen der Lebensqualität bei Schilddrüsenkrebspatienten. Dazu gehören sowohl Fatigue, kognitive, psychische und soziale Probleme als auch eine Reihe körperlicher Symptome. Die Einschätzung, die Lebensqualität dieser Patienten müsste hoch sein, steht dem subjektiven Erleben der Betroffenen gegenüber. Diese fühlen sich in mehrerlei Hinsicht unterversorgt. Als besonders defizitär erleben sie die Informationsmöglichkeiten über Erkrankung und Therapie sowie das psychosoziale Unterstützungsangebot. Die häufig benutzte Bezeichnung von Schilddrüsenkrebs als „guter Krebs“ löst bei vielen Patienten zudem das Gefühl aus, mit ihren somatischen Beschwerden, Sorgen und Ängsten nicht wahrgenommen zu werden. Aktuelle Studien bescheinigen Schilddrüsenkrebspatienten einen ähnlich hohen psychoonkologischen Behandlungsbedarf wie etwa Brustkrebspatientinnen.
Schlussfolgerung
In der klinisch-onkologischen Praxis ist ein verstärktes Bewusstsein für die unterschiedlichen Perspektiven von Behandlern und Betroffenen auf die Erkrankung notwendig. Das Bewusstsein für die Belastungsfaktoren dieser Patienten spielt in der Vermeidung iatrogener Komplikationen der Behandlung eine wesentliche Rolle. Die Anerkennung ihres Leidensdrucks ist ein wesentlicher Aspekt in der psychoonkologischen Betreuung.