Erschienen in:
01.06.2015 | Leitthema
Differenzialindikation aktiver Mittelohrimplantate
verfasst von:
Dr. med. K. Braun, H.-P. Zenner, N. Friese, A. Tropitzsch
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 6/2015
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Zusammenfassung
Einführung
Hörgeräte stellen zwar für viele Schwerhörige die adäquate Versorgung dar, jedoch nicht für alle Betroffenen. Rund ein Drittel von 10.000 Patienten, die mit Hörgeräten versorgt wurden, empfanden im Abbreviated Profile of Hearing Aid Benefit keinen tatsächlichen Nutzen durch das Hörgerät, obwohl sie die notwendige Hörverbesserung in der Sprachaudiometrie aufwiesen. Epidemiologische Daten ergeben v. a. bei älteren Menschen eine schlechte Compliance. Nur jeder dritte Hörgeräteinhaber trug sein Gerät regelmäßig. Für diese Subpopulation von Betroffenen werden seit 1998 aktive Mittelohrimplantate eingesetzt. In der vorliegender Arbeit werden die heutigen Indikationen für derartige Mittelohrimplantate dargestellt.
Material und Methoden
Es wurden eine selektive Literaturrecherche in Pubmed sowie eine Leitlinienrecherche bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Fachgesellschaften e. V. durchgeführt.
Ergebnisse
Es wird gezeigt, dass bei adäquater Indikationsstellung mithilfe von aktiven Mittelohrimplantaten das Hörvermögen von Patienten ausreichend rehabilitiert und damit die Lebensqualität verbessert werden kann. Obwohl die meisten kommerziell erhältlichen Systeme ein zufriedenstellendes Risikoprofil aufweisen, wurden in älteren Implantatserien erhöhte Extrusionsraten, Funktionsausfälle und Fazialisparesen berichtet. Die Vorzüge aktiver Mittelohrimplantate beinhalten u. a. einen verbesserten Hörgewinn, verringerte Rückkopplungseffekte, verbesserte Hörqualität, verbessertes Sprachverstehen im Störgeräusch und einen fehlenden Okklusionseffekt.
Schlussfolgerung
Die audiologische Indikation implantierbarer Hörgeräte für eine Primärversorgung ist in der Regel zu hinterfragen, da der funktionelle Hörgewinn sowie eine verbesserte Sprachdiskrimination gegenüber modernen konventionellen Hörgeräten gering sein kann. Die Hauptrolle allerdings spielt die Sekundärversorgung von Patienten mit nicht ausreichendem Gewinn oder mit Nebenwirkungen nach einer konventionellen Hörgeräteanpassung.