Erschienen in:
01.11.2003 | Originalien
Methämoglobinämie durch Prilocain nach Plexusanästhesien
Reduktion durch prophylaktische Gabe von Ascorbinsäure?
verfasst von:
Dr. A. Kortgen, U. Janneck, A. Vetsch, M. Bauer
Erschienen in:
Die Anaesthesiologie
|
Ausgabe 11/2003
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Ziel der Studie
Die Studie soll die In-vivo- und In-vitro-Kinetik der o-Toluidin-vermittelten Methämoglobin- (MetHb-)Bildung sowie deren Beeinflussbarkeit durch Ascorbinsäure klären. o-Toluidin ist ein Metabolit des Prilocain; Vitamin C wird als Alternative zu Methylenblau zur Therapie der Methämoglobinämie empfohlen.
Methodik
Die In-vitro-Messungen zur MetHb-Bildung wurden an Vollblutansätzen von 8 Probanden mit verschiedenen o-Toluidin-Konzentrationen (0,5, 5, 50 µg/ml) ohne und mit Vitamin-C-Zusatz (0,5 und 5 mg/ml) durchgeführt. Die MetHb-Bestimmungen erfolgten vor sowie 30, 60 und 360 min nach Zugabe von o-Toluidin und Vitamin C. In der prospektiven, randomisierten klinischen Studie wurden insgesamt 72 chirurgische und orthopädische Patienten der ASA-Klassen I–III eingeschlossen. Je 24 Patienten erhielten zur Operation eine axilläre oder vertikal-infraklavikuläre Plexusanästhesie oder einen kombinierten Ischiadikus- und Femoralisblock. Je 12 Patienten pro Gruppe erhielten vor Anlage der Regionalanästhesie 2.000 mg Vitamin C i.v.. Bei Eingriffen an der oberen Extremität wurden 40 ml 1%iges Prilocain und 10 ml 0,5%iges Bupivacain und an der unteren Extremität 60 ml 1%iges Prilocain mit 0,25 mg Adrenalin appliziert. Die MetHb-Konzentrationen im Blut der Patienten wurden vor sowie 30, 60, 120, 180 und 360 min nach Anlage der Anästhesie gemessen. Ein p<0,05 wurde als statistisch signifikant angesehen.
Ergebnisse
In vitro zeigt sich nach 360 min ein signifikanter dosisabhängiger Anstieg der o-Toluidin-vermittelten MetHb-Bildung. Mit 0,5 mg/ml Vitamin C nimmt bei 0,5 µg/ml und 5 µg/ml o-Toluidin die MetHb-Bildung weiter zu, nicht jedoch bei 50 µg/ml o-Toluidin. Die Gabe von 5 mg/ml Vitamin C führt dagegen bei 50 µg/ml o-Toluidin zu einer Verringerung der MetHb-Konzentration. Bei den niedrigeren o-Toluidin-Konzentrationen hat Ascorbinsäure keinen Effekt auf die MetHb-Konzentration. In vivo kommt es nach Plexusanästhesie mit Prilocain zu einem Anstieg der im Blut gemessenen MetHb-Konzentrationen mit einem Maximum nach 120–180 min. Der gemessene Maximalwert der MetHb-Konzentration lag bei 11,3%. Nach 360 min lässt sich bereits wieder ein Abfall der MetHb-Konzentrationen nachweisen. Die i.v.-Gabe von 2.000 mg Vitamin C vor Anlage der Plexusanästhesie beeinflusst nicht die resultierenden MetHb-Konzentrationen.
Schlussfolgerung
In vitro kann mit hohen unphysiologischen Vitamin C-Konzentrationen der o-Toluidin-vermittelte Anstieg der MetHb-Konzentration nach 360 min reduziert werden. Mit der i.v.-Gabe von 2.000 mg Vitamin C vor Anlage einer Plexusanästhesie mit Prilocain lässt sich der Anstieg der MetHb-Konzentration jedoch nicht beeinflussen.