Erschienen in:
01.06.2015 | Originalien
Palliative Behandlung des fortgeschrittenen Magenkarzinoms aus chirurgischer Sicht
verfasst von:
Prof. Dr. I. Gastinger, J. Windisch, F. Meyer, H. Ptok, R. Steinert, R. Otto, C. Bruns, H. Lippert
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 6/2015
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Zusammenfassung
Es liegen die Daten aus zwei multizentrischen Beobachtungsstudien, der ostdeutschen Magenkarzinomstudie EGGCS’02 (alleinige Chirurgie) und der Deutschen Magenkarzinomstudie II QCGC 2007–2009 (nach Etablierung der multimodalen Konzepte) hinsichtlich der palliativen Behandlung fortgeschrittener Magenkarzinome vor. Im Untersuchungszeitraum 2002 (EGGCS’02) wurden 1139 und im Zeitraum 2007 bis 2009 (QCGC) 2897 Patienten mit einem Magenkarzinom erfasst und ausgewertet. Dabei zeigten sich im Vergleich beider Zeiträume hinsichtlich der Tumorlokalisation und der UICC-Stadien keine Veränderungen, insbesondere kam es nicht zu einer Reduzierung der fortgeschrittenen Tumorstadien. Im Gesamtkrankengut 2007 bis 2009 erhielten 521 Patienten (18 %) eine neoadjuvante Therapie, in der Kurativgruppe 401 (13,9 %) und in der Palliativgruppe 120 Patienten (4,1 %). Der Anteil der chemotherapeutisch (neoadjuvant und/oder postoperativ palliativ) behandelten Palliativfälle betrug 32,5 % (n = 223). Unter diesen Bedingungen konnte die Palliativrate (keine R0-Resektion: 29,6 %; Rate nichtoperierter Patienten: 9,5 %) von fast 40 % 2002 auf 24,5 % im Zeitraum 2007 bis 2009 gesenkt werden. Im Gesamtkrankengut (kurativ und palliativ) wurde nach Etablierung der multimodalen Therapie eine Verbesserung der 4-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit von 40,0 auf 48,5 % beobachtet. Nach dem aktuell vorliegenden 5-Jahres-Follow-up betrug nun die mediane Überlebenszeit im Untersuchungszeitraum 2007 bis 2009 des Gesamtkollektives 34 Monate bzw. die 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit 39,9 %. Die Patienten nach Palliativeingriffen profitieren von der postoperativen palliativen Chemotherapie, nach makroskopischen Residualtumorresektionen erwartungsgemäß mehr als nach nichtresektiven Eingriffen. Eine palliative Tumorresektion (auch R2) sollte bei vertretbarem Risiko Bestandteil eines multimodalen palliativen Therapiekonzeptes sein.