Skip to main content
Erschienen in: Prävention und Gesundheitsförderung 4/2023

Open Access 14.12.2022 | Originalarbeit

Protokoll zur Durchführung eines Scoping Reviews zur Gesundheit von (dual) Studierenden in Gesundheitsfachberufen im deutschsprachigen Raum

verfasst von: Ivonne-Nadine Jürgensen, M.A./PhD cand., Uta Gaidys, Peter Koch, Albert Nienhaus, Corinna Petersen-Ewert

Erschienen in: Prävention und Gesundheitsförderung | Ausgabe 4/2023

Zusammenfassung

Hintergrund

Mit dem vorliegenden A‑priori-Protokoll beschreiben wir den methodischen Ansatz eines geplanten Reviews zur Gesundheit von (dual) Studierenden in Gesundheitsfachberufen. Vor dem Hintergrund steigender beruflicher Anforderungen in der Gesundheitsversorgung in Deutschland sprach sich der Wissenschaftsrat im Jahre 2012 dafür aus, einen Teil der Beschäftigten in den Gesundheitsfachberufen auf hochschulischem Niveau zu qualifizieren. Wissenschaftliche Erkenntnisse über Studierende im Allgemeinen weisen darauf hin, dass studienspezifische Anforderungen und Herausforderungen die Gesundheit negativ beeinflussen können. Folglich gewinnen Interventionen zur Gesundheitsförderung von Studierenden zunehmend an Bedeutung. Die Forschungsliteratur zur Gesundheit von Studierenden in Gesundheitsfachberufen wurde bislang jedoch noch nicht umfassend geprüft. Daher möchten wir mit dem Review eine Orientierung über die vorhandene Forschungsliteratur ermöglichen und Evidenzen bündeln.

Ziel

Wir möchten ein Review durchführen, um die Forschungsliteratur zur Gesundheit von (dual) Studierenden in Gesundheitsfachberufen im deutschsprachigen Raum zu identifizieren und darzustellen.

Einschlusskriterien

In dem Review schließen wir (dual) Studierende in den Gesundheitsfachberufen Pflege, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie ein, unabhängig von Herkunft oder Geschlecht. Rückschlüsse zur Gesundheit der Studierenden erhalten wir durch Einschluss von Gesundheitsindikatoren zum Gesundheitsstatus, zu Verhaltensweisen und personale Ressourcen. Wir schließen empirische Studien und graue Literatur ein, unabhängig von ihrer Qualität.

Methode

Das geplante Review führen wir nach dem vom Joanna Briggs Institute (JBI) entwickelten Methodik für Scoping Reviews durch.
Die Beschäftigen im deutschen Gesundheitswesen sind bereits heute mit steigenden beruflichen Anforderungen konfrontiert. Daher sprach sich der Wissenschaftsrat dafür aus, einen Teil der Beschäftigten in den Gesundheitsfachberufen auf hochschulischem Niveau grundständig und weiterbildend zu qualifizieren. Eine hochschulische Ausbildung stellt einen neuen Lebensabschnitt mit unbekannten Anforderungen und Herausforderungen dar, der die eigene Gesundheit und einen gesunden Lebensstil in den Hintergrund geraten lassen kann. Insofern gewinnen Gesundheitsförderung und Prävention von Studierenden zunehmend an Bedeutung. Eine umfassende Prüfung der Datenlage zur Gesundheit von Studierenden in den Gesundheitsfachberufen steht allerdings noch aus.

Hintergrund

Die Gesundheitsversorgung in Deutschland ist derzeit im Wandel und steht vor großen Herausforderungen. Gründe dafür sind einerseits gesellschaftliche Entwicklungen wie der demografische Wandel, komplexer werdende Gesundheitsversorgungsbedarfe, bedingt durch die Zunahme von multimorbiden und chronisch kranken Patienten*innen [29, 32], andererseits die zunehmende Bedeutung interprofessioneller Zusammenarbeit in der täglichen professionellen Versorgungspraxis [2]. Diese veränderten Berufsanforderungen erfordern auch qualifikatorische Anpassungen in den Gesundheitsfachberufen [32]. Daraus resultiert die Empfehlung des Wissenschaftsrates, einen relevanten Teil der Beschäftigten in den Gesundheitsfachberufen auf hochschulischem Niveau grundständig und weiterbildend zu qualifizieren. Zu den Gesundheitsfachberufen in Deutschland zählen beispielsweise die Pflegeberufe (Gesundheits‑/Krankenpflege, Gesundheits‑/Kinderkrankenpflege, Altenpflege) oder die Therapieberufe (Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie; [32]). Zur Realisierung einer 10- bis 20 %igen Quote an akademisierten Gesundheitsfachkräften erachtet der Wissenschaftsrat das duale Studium als ein besonders geeignetes Qualifikationsmodell [33]. Duale Studiengänge zeichnen sich in der Regel durch zwei Lernorte, dem Praxisbetrieb und die Hochschule aus. Duale Studiengänge sind hochstrukturiert und geben meist nur wenig Freiraum [15]. Dennoch erfreuen sich diese Studienformate im Gesundheitswesen zunehmender Beliebtheit [22]. Die Anzahl dualer gesundheitsbezogener Studiengänge hat sich in Deutschland zwischen 2004 und 2019 von insgesamt 25 auf 173 mehr als versechsfacht [14]. Im Wintersemester 2020/2021 waren 72.156 Studierende in gesundheitsbezogenen Studiengängen an deutschen Hochschulen eingeschrieben [28]. Vor dem Hintergrund des in Deutschland fortschreitenden Akademisierungsprozesses der Gesundheitsfachberufe rückt die Studierendengruppe im Setting Hochschule auch in den Mittelpunkt von Forschungsinteressen.
Der Beginn eines Studiums und der Eintritt in das Studierendenleben stellt für junge Menschen einen neuen Lebensabschnitt dar, der das bisherige Leben verändert und unbekannten Anforderungen – auch vor dem Hintergrund des veränderten Studiensystems durch die Bologna-Reform – birgt [18, 19, 27]. Die Absolvierung eines dualen Studiums geht für die Studienanfänger*innen zudem vom Studienstart an mit einem hohen Maß an Organisation und Struktur einher [15]. Studierende werden im Studium mit Unsicherheiten, stressigen Prüfungsphasen, Erfolgen und Misserfolgen konfrontiert und lernen, Verantwortung für sich selbst und ihr Tun zu übernehmen [17]. Die Studienzeit kann für junge Erwachsene eine sehr prägende Lebensphase sein [23], in der die eigene Gesundheit möglicherweise weniger im Fokus steht [17, 18].
Aktuelle Studien über Studierende im Allgemeinen geben Hinweise darauf, dass die Lebensphase Studium die eigene Gesundheit und gesundheitsrelevante Verhaltensweisen beeinflussen kann [9, 18, 27]. Grützmacher et al. [9] zeigten in ihrer repräsentativen Online-Befragung, dass die Studierenden ihren subjektiven Gesundheitszustand schlechter bewerteten und häufiger unter physischen Beschwerden und psychischen Belastungen litten als altersgleiche, nicht studierende Personen und sich weniger gesundheitszuträglich verhielten [9]. Die Studienergebnisse von Herbst et al. [12] zeigten, dass die Studierenden vornehmlich unter Zeit- und Leistungsdruck sowie Überforderung und Erwartungsdruck litten. Die Bachelor-Studierenden schätzten ihren subjektiven Stresslevel am höchsten ein [12]. Der Anteil der Studierenden mit depressiver Symptomatik und Antidepressivaverordnungen liegt ebenfalls über dem Anteil altersgleicher (Erwerbs)personen [8, 9].
Nationale und internationale Studien zur Gesundheits- und Studiensituation von (dual) Studierenden in gesundheitsbezogenen Studiengängen belegen, dass Studierende bereits im Studium mit diversen Stressoren, wie beispielsweise einer hohen akademischen und praktischen Arbeitsbelastung oder Prüfungsstress, konfrontiert sind [13, 16]. Die studienbedingten Stressoren führen zu einer erhöhten psychischen Belastung und einer subjektiv verminderten psychischen Lebensqualität, insbesondere bei Medizinstudierenden und dual Studierenden in Gesundheitsfachberufen [13, 16, 22, 24]. Darüber hinaus müssen die Studierenden in ihren Praxiseinsätzen emotionale Herausforderungen, beispielsweise durch menschliches Leid oder dem Tod, professionell bewältigen [1, 6, 13]. In den Praxiseinsätzen kommen Studierende mit Auszubildenden aus den Berufsfachschulen und mit erfahrenen Gesundheitsfachkräften in Kontakt, die möglicherweise eine (noch) eher kritische Sicht auf die akademische Qualifizierung einnehmen. Dies kann u. U. dazu führen, dass sich die Studierenden ihr Arbeitsfeld im Praxiseinsatz teilweise selbst schaffen und gestalten müssen [5, 13, 29]. Besonders Studienanfänger*innen scheinen sich durch das Studium gestresst zu fühlen, was zu Schlafproblemen, einer verminderten subjektiven Schlafqualität [1, 3] und einer verminderten psychischen Lebensqualität führt [24]. Demzufolge scheinen Studierende in Gesundheitsfachberufen eine Teilgruppe von Studierenden zu sein, die besondere Aufmerksamkeit hinsichtlich Gesundheitsförderung erfahren sollte, um ihnen einen gesunden Studien- und Berufsstart zu ebnen.
Die Bedeutung angemessener Gesundheitsförderung für die Statusgruppe der Studierenden wurde international durch die Formulierung der Okanagan Charta (2015) [20] sowie national durch die Verabschiedung des Präventionsgesetzes im Jahre 2015 anerkannt. Studierende erfahren damit erstmals als relevante Zielgruppe für Gesundheitsförderung im Sinne „gesundes Studieren“ Aufmerksamkeit [11, 20]. Der Lebenswelt Hochschule liegt das Potenzial inne, die Gesundheit und gesundheitsbezogene Verhaltensweisen von Studierenden durch gesundheitsfördernde Maßnahmen positiv zu beeinflussen und ein gesundheitsbezogenes Bewusstsein herauszubilden, welches die Absolventen*innen wiederum als Multiplikatoren*innen in gesellschafts- und berufsrelevante Bereiche übertragen können [10, 25]. Bei jungen Menschen entwickeln sich häufig in den Anfängen der Berufskarrieren die Grundlagen künftiger Denk- und Verhaltensweisen, welche für die Erhaltung der eigenen Gesundheit von wesentlicher Bedeutung sein können [4]. Damit stellt die Lebenswelt Hochschule, als wichtigste bildungspolitische Institution zukünftiger Fach- und Führungskräfte, für Gesundheitsförderung einen bedeutsamen Rahmen [19, 31]. Die Forschungsliteratur zur Gesundheit von Studierenden in Gesundheitsfachberufen wurde im deutschsprachigen Raum bislang noch nicht umfassend erfasst [9, 2426]. Daher möchten wir prüfen, welche Art von Forschungsliteratur zur Gesundheit dieser Studierendengruppe verfügbar ist und einen Überblick über die vorhandene Evidenzlage geben.

Forschungsleitende Fragestellungen

Um das Ziel des Scoping Review zu erreichen, sind folgende Review-Fragen leitend:
  • Welche empirischen Erhebungen zur Gesundheit von Studierenden in Gesundheitsfachberufen wurden im deutschsprachigen Raum durchgeführt?
  • Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Gesundheit von Studierenden in Gesundheitsfachberufen bestehen im deutschsprachigen Raum?

Einschlusskriterien

Population

In die Literaturrecherche schließen wir Studierende aus den Gesundheitsfachberufen Pflege, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie, unabhängig von Geschlecht oder Herkunft, ein (Tab. 1).
Tab. 1
Übersicht über die Einschlusskriterien. (Quelle: eigene Darstellung)
Einschlusskriterien
Population
Konzept
Kontext
Studierende
Gesundheitsfachberufe
(Pflege, Physiotherapie
Ergotherapie, Logopädie)
Gesundheit
(Indikatoren zum Gesundheitszustand, z. B. subjektive Beschwerden; Gesundheitsverhalten, z. B. Ernährungsmuster; gesundheitliche Versorgung, z. B. Medikamente; personale Ressourcen, z. B. Selbstwirksamkeit)
Deutschsprachige Länder (offiziell)
(Deutschland, Österreich, Schweiz)

Konzept

In unserem Scoping Review betrachten wir die Gesundheit von Studierenden. Gesundheit wird „individuell und sozial produziert, konstruiert und organisiert“ [7]. Daher verstehen wir im Kontext des geplanten Scoping Reviews Gesundheit als ein mehrdimensionales Konstrukt, das durch wissenschaftliche Gesundheitsindikatoren operationalisiert und abgebildet werden kann. Mithilfe von Indikatoren können Erkenntnisse über den Gesundheitsstatus, gesundheitsrelevante Verhaltensweisen, gesundheitliche Versorgung und verfügbare Ressourcen von Bevölkerungen oder Teilpopulationen gewonnen werden. Ein Indikator muss den wissenschaftlichen Kriterien der Validität, Reliabilität, Sensitivität und Spezifität sowie ethischen Kriterien genügen ([30]; Tab. 1).

Kontext

In dem Scoping Review schließen wir empirische Studien und graue Literatur aus dem (offiziellen) deutschsprachigen Raum ein (Tab. 1).

Arten der Evidenzquellen

In dem Scoping Review nehmen wir keine Einschränkung hinsichtlich der Evidenzquelle oder deren Qualität vor. Alle Arten von Quellen und Studientypen werden berücksichtigt, die sich mit der Gesundheit von Studierenden in Gesundheitsfachberufen befassen, um einen möglichst großen Überblick über die Forschungsliteratur und die wissenschaftliche Datenbasis im deutschsprachigen Raum zu erhalten.

Methode

Das Scoping Review führen wir nach der aktuellen Joanna Briggs Institute (JBI) Methodologie durch [21]. Das vorliegende A‑priori-Protokoll ist der erste obligatorische Arbeitsschritt zur Durchführungsplanung des Scoping Reviews [21].

Suchstrategie

Die Suchstrategie ist so umfassend wie möglich, daher wird auf veröffentliche und unveröffentlichte Primärquellen und Übersichtsarbeiten zurückgegriffen. Die Recherchestrategie umfasst drei Arbeitsschritte. In einem ersten Arbeitsschritt erfolgt eine grobe initiale Recherche in den Datenbanken MEDLINE (PubMed; Tab. 2). Passende Publikationstitel und Abstracts werden identifiziert und gelesen. Die im Text verwendeten Schlagwörter und Indexbegriffe zur Beschreibung des Artikels werden analysiert und bei thematischer Passung aufgenommen. Der zweite Arbeitsschritt umfasst eine weitere Datenbankrecherche in CINAHL und CareLit, einer Datenbank mit deutschsprachiger Zeitschriftenliteratur für den Bereich der Pflege- und Gesundheitsberufe, unter Verwendung der notierten Schlagworte und Indexbegriffe. Der dritte und letzte Arbeitsschritt der Suchstrategie beinhaltet die Sichtung der Literaturlisten der zur Überprüfung eingeschlossenen Publikationen. Bei Bedarf werden die Autoren der Primärquellen für weitere Informationen hinsichtlich ihrer Studienergebnisse kontaktiert. Es werden englisch- und deutschsprachige Publikationen berücksichtigt.
Tab. 2
Entwurf Suchstrategie am Beispiel von MEDLINE (PubMed). (Eigene Darstellung)
Einschlusskriterien
Schlagworte
(deutsch)
„Search terms“
(englisch)
„Results“ PubMed (04.09.2022)
Population
Studierende
Gesundheitsfachberufe
Studierende
Gesundheitsfachberufe
″Students, Health Occupations″[Mesh] OR ″health profession* student*″ OR ″healthcare student*″ OR ″health-care student*″ OR ″health care student*″ [#1]
83.972
Konzept
Gesundheit
Gesundheit
(Gesundheitszustand, gesundheitsrelevante Verhaltensweisen, personale Ressourcen)
health OR healthy OR
″subjective health status″ OR
″health-related quality of life″ OR
″health perception″ OR ″perceived health″ OR
″subjective health problem*″ OR
″physical health″ OR ″physical health problem*″ OR
″mental health″ OR ″mental health problem*″ OR
″tobacco use″ OR ″smoking″ OR
″alcohol use″ OR ″alcohol consumption″ OR
″substance use″ OR ″drug use″ OR
″eating behavior*″ OR ″nutritional habit*″ OR ″physical activity*″ OR ″risk behavior*″OR
″medication use″ OR ″medication prescription″ [#2]
6.883.752
Kontext
Deutschsprachiger Raum
Deutschsprachiger Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz)
″germany″ OR ″german-speaking region″ OR ″german-speaking-area″ OR ″switzerland″ OR ″austria″ [#3]
1.833.204
Search: #1 AND #2 AND #3
1.197
Search: #1 AND #2 AND #3
Filters: Abstract, in the last 10 years, humans, english, german, adult: 19+ years
335
Der Fokus liegt auf Studierenden in Gesundheitsfachberufen. Daher werden die Gesundheitsfachberufe Pflege, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie eingeschlossen. Es werden zunächst Publikationen berücksichtigt, die ab dem Jahr 2012 publiziert wurden. Dies ist das Jahr, in dem der Wissenschaftsrat seine Empfehlung für die hochschulische Qualifikation im deutschen Gesundheitswesen aussprach. Bei Bedarf wird der Publikationszeitraum ausgeweitet. Die Literaturrecherche wird in den Datenbanken MEDLINE (PubMed), CINAHL (EBSCO), EMBASE, CareLit, LIVIVO, Scopus, Psyndex, PEDro und OTseeker erfolgen. Unveröffentlichte Primärquellen und Übersichtsarbeiten sollen OpenGrey (Universität London) recherchiert werden. Zudem erfolgt eine Recherche nach Hochschulen im deutschsprachigen Raum, die Studiengänge für diese Gesundheitsfachberufe anbieten. Die Literaturrecherche wird durch eine Bibliothekarin unterstützt.

Quellenauswahl

Alle Literaturquellen, die auf der Grundlage der Einschlusskriterien ausgewählt werden, werden in einer Literaturverwaltungssoftware wie Citavi (Swiss Academic Software GmbH, Wädenswil, Schweiz) oder EndNote zusammengestellt. Bestehende Dubletten werden kontrolliert und entfernt. Im Anschluss werden die Literaturquellen von zwei unabhängigen Gutachterinnen anhand eines Leitfadens nach Titel, Abstrakt und Einschlusskriterien gesichtet. Hierzu wird ein Pretest vorgeschaltet. Bei potenziell relevanten Publikationen wird der Volltext der Literaturquelle aufgerufen und mit Blick auf die definierten Einschlusskriterien im Detail gelesen und bewertet. Diejenigen Literaturquellen, die die Einschlusskriterien nicht erfüllen, werden aus dem Literaturverwaltungsprogramm entfernt und nicht weiter für den Scoping Review berücksichtigt. In diesem Zusammenhang wird eine narrative Beschreibung des Auswahlprozesses vorgenommen und die Entscheidungsfindung für oder gegen eine Quelle mithilfe eines Flussdiagramms dargelegt. Der Ergebnisbericht erfolgt nach dem PRISMA-ScR (Preferred Reporting Items for Systematic reviews and Meta-Analyses extension for Scoping Reviews) [34]. Auftretende Unstimmigkeiten im Quellenauswahlprozess werden durch Diskussion oder durch Heranziehung einer dritten begutachtenden Person aufgelöst.

Datenextraktion

Die Extraktion der Daten aus den Literaturquellen erfolgt mit einem Formular. Es enthält eine Tabelle, die die Hauptkategorien Autoren, Literaturquelle, Erscheinungsjahr, Studienart, Fundquelle, Einschlusskriterien und narrative Kurzzusammenfassung umfasst. Während der Datenextraktion können die Tabelle und die Hauptkategorien bei Bedarf angepasst und aktualisiert werden. Die Ergebnisse werden stichwortartig festgehalten. Anschließend erfolgt auf dieser Grundlage eine kurze beschreibende Zusammenfassung der jeweiligen Einzelergebnisse. Der Datenextraktion wird ein Pretest vorgeschaltet, um sicherzustellen, dass alle wichtigen Ergebnisse extrahiert werden. Die Datenextraktion kann aus forschungspraktischen Gründen von nur einer Gutachterin allein vorgenommen werden. Die Überprüfung der Datenextraktion erfolgt durch eine andere Gutachterin. Auftretende Meinungsverschiedenheiten werden mit Hilfe einer dritten Gutachterin besprochen und aufgelöst.

Datenanalyse und Präsentation

Die Suchergebnisse werden im Abschlussbericht tabellarisch oder grafisch dargestellt. Darüber hinaus werden die Ergebnisse in Bezug auf die Forschungsfrage durch eine zusammenfassende Beschreibung und einer Diskussion in Textform ergänzt. Zusätzlich zum Flussdiagramm wird der gesamte Prozess der Recherche narrativ beschrieben.

Fazit für die Praxis

  • Die Forschungsliteratur zur Gesundheit von Studierenden in Gesundheitsfachberufen im deutschsprachigen Raum wurde unseres Wissens weder umfassend geprüft noch wissenschaftliche Evidenzen zur Gesundheit dieser Studierendengruppe gebündelt.
  • Vor dem Hintergrund des in Deutschland fortschreitenden Akademisierungsprozesses der Gesundheitsfachberufe erachten wir die Studierenden in den Gesundheitsfachberufen als eine besonders zu berücksichtigende Gruppe im Kontext von Hochschule und Gesundheitsförderung.
  • Mit dem Scoping Review möchten wir die vorhandene Forschungsliteratur zur Gesundheit von Studierenden in Gesundheitsfachberufen im deutschsprachigen Raum prüfen, wissenschaftliche Erkenntnisse bündeln und Forschungsbedarfe erkennen.
  • Darüber hinaus sollen die Suchergebnisse helfen, gesundheitsfördernde Interventionen im Setting Hochschule auf der Grundlage der Studierendenbedarfe zu konzipieren.
  • Das Department hat die Förderung der Gesundheit und die Vermeidung von gesundheitlichen Fehlentwicklungen ihrer Studierenden als Ziel verankert. Unsere Konzepte zur Gesundheitsförderung sollen auf Basis der festgestellten und beschriebenen Evidenzen entwickelt werden und prioritäre Gesundheitsprobleme adressieren.

Einhaltung ethischer Richtlinien

Interessenkonflikt

I.-N. Jürgensen, U. Gaidys, P. Koch, A. Nienhaus und C. Petersen-Ewert geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Durchführung des Scoping Reviews erfolgt nach der vom JBI entwickelten Methodik. Die systematische Recherche zur Gesundheit von Studierenden in Gesundheitsfachberufen beginnt nach der Veröffentlichung des Protokolls.
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://​creativecommons.​org/​licenses/​by/​4.​0/​deed.​de.

Unsere Produktempfehlungen

Prävention und Gesundheitsförderung

Print-Titel

  • Aktuelles Fachwissen aus allen Bereichen der Prävention
  • Fort- und Weiterbildungsforum mit festen Themengebieten
  • Wissenschaftliche Publikationen ergänzt durch aktuelle Kommentare

e.Med Interdisziplinär

Kombi-Abonnement

Jetzt e.Med zum Sonderpreis bestellen!

Für Ihren Erfolg in Klinik und Praxis - Die beste Hilfe in Ihrem Arbeitsalltag

Mit e.Med Interdisziplinär erhalten Sie Zugang zu allen CME-Fortbildungen und Fachzeitschriften auf SpringerMedizin.de.

Jetzt bestellen und 100 € sparen!

Literatur
5.
Zurück zum Zitat Bohrer A (2016) „Ach, du bist so ein Bachelor!“ Anleitung von Studierenden in der Berufspraxis. In: Brinker-Meyendriesch E, Ahrens F (Hrsg) Diskurs Berufspädagogik Pflege und Gesundheit. Wissen und Wirklichkeiten zu Handlungsfeldern und Themenbereichen. Berufsbildungsforschung Pflege und Gesundheit, Bd. 2. Wissenschaftlicher Verlag, Berlin, S 210–232 Bohrer A (2016) „Ach, du bist so ein Bachelor!“ Anleitung von Studierenden in der Berufspraxis. In: Brinker-Meyendriesch E, Ahrens F (Hrsg) Diskurs Berufspädagogik Pflege und Gesundheit. Wissen und Wirklichkeiten zu Handlungsfeldern und Themenbereichen. Berufsbildungsforschung Pflege und Gesundheit, Bd. 2. Wissenschaftlicher Verlag, Berlin, S 210–232
11.
Zurück zum Zitat Hartmann T, Schluck S, Sonntag U (2018) Gesundheitsförderung und Hochschulen. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg) Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden, S 424–430 (E-Book 2018) Hartmann T, Schluck S, Sonntag U (2018) Gesundheitsförderung und Hochschulen. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Hrsg) Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden, S 424–430 (E-Book 2018)
15.
Zurück zum Zitat Krone S (2015) Das Duale Studium. In: Krone S (Hrsg) Dual Studieren im Blick. Entstehungsbedingungen, Interessenslagen und Umsetzungserfahrungen in dualen Studiengängen. Springer, Wiesbaden, S 15CrossRef Krone S (2015) Das Duale Studium. In: Krone S (Hrsg) Dual Studieren im Blick. Entstehungsbedingungen, Interessenslagen und Umsetzungserfahrungen in dualen Studiengängen. Springer, Wiesbaden, S 15CrossRef
19.
Zurück zum Zitat Meißner P, Bonse-Rohmann M, Brähler N, Heiligmann S, Köhler A, Sting AL (2021) Lehr‑/Lernkonzept zur Gesundheitsförderung, Sucht- und Tabakprävention in Studiengängen für Pflege- und Gesundheitsberufe. Hochschule Hannover, Hannover https://doi.org/10.25968/opus-1913CrossRef Meißner P, Bonse-Rohmann M, Brähler N, Heiligmann S, Köhler A, Sting AL (2021) Lehr‑/Lernkonzept zur Gesundheitsförderung, Sucht- und Tabakprävention in Studiengängen für Pflege- und Gesundheitsberufe. Hochschule Hannover, Hannover https://​doi.​org/​10.​25968/​opus-1913CrossRef
22.
Zurück zum Zitat Rahn S, Meyer T (2019) Duales Studium in der Sozialen Arbeit. Breite Zugangsmöglichkeiten, attraktiver Praxisbezug, hohe Arbeitsmarktchancen, aber auch besonders belastend? In: Hess S (Hrsg) Dual Sozialpädagogik studieren. Chancen, Herausforderungen und Belastungen in einem dynamischen Studienformat. Springer, Wiesbaden, S 211–227CrossRef Rahn S, Meyer T (2019) Duales Studium in der Sozialen Arbeit. Breite Zugangsmöglichkeiten, attraktiver Praxisbezug, hohe Arbeitsmarktchancen, aber auch besonders belastend? In: Hess S (Hrsg) Dual Sozialpädagogik studieren. Chancen, Herausforderungen und Belastungen in einem dynamischen Studienformat. Springer, Wiesbaden, S 211–227CrossRef
26.
Zurück zum Zitat Sahmel KH, Zenz Y (2018) Studierende in Pflege- und Gesundheitsberufen vor besonderen Herausforderungen. In: Sahmel KH (Hrsg) Hochschuldidaktik der Pflege- und Gesundheitsfachberufe. Springer, Berlin Heidelberg, S 223–235 (E-Book 2018)CrossRef Sahmel KH, Zenz Y (2018) Studierende in Pflege- und Gesundheitsberufen vor besonderen Herausforderungen. In: Sahmel KH (Hrsg) Hochschuldidaktik der Pflege- und Gesundheitsfachberufe. Springer, Berlin Heidelberg, S 223–235 (E-Book 2018)CrossRef
Metadaten
Titel
Protokoll zur Durchführung eines Scoping Reviews zur Gesundheit von (dual) Studierenden in Gesundheitsfachberufen im deutschsprachigen Raum
verfasst von
Ivonne-Nadine Jürgensen, M.A./PhD cand.
Uta Gaidys
Peter Koch
Albert Nienhaus
Corinna Petersen-Ewert
Publikationsdatum
14.12.2022
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Prävention und Gesundheitsförderung / Ausgabe 4/2023
Print ISSN: 1861-6755
Elektronische ISSN: 1861-6763
DOI
https://doi.org/10.1007/s11553-022-01004-5

Weitere Artikel der Ausgabe 4/2023

Prävention und Gesundheitsförderung 4/2023 Zur Ausgabe

Leitlinien kompakt für die Allgemeinmedizin

Mit medbee Pocketcards sicher entscheiden.

Seit 2022 gehört die medbee GmbH zum Springer Medizin Verlag

Facharzt-Training Allgemeinmedizin

Die ideale Vorbereitung zur anstehenden Prüfung mit den ersten 49 von 100 klinischen Fallbeispielen verschiedener Themenfelder

Mehr erfahren

Nach Herzinfarkt mit Typ-1-Diabetes schlechtere Karten als mit Typ 2?

29.05.2024 Herzinfarkt Nachrichten

Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes sind die Chancen, einen Myokardinfarkt zu überleben, in den letzten 15 Jahren deutlich gestiegen – nicht jedoch bei Betroffenen mit Typ 1.

Wie der Klimawandel gefährliche Pilzinfektionen begünstigt

24.05.2024 Candida-Mykosen Nachrichten

Dass sich invasive Pilzinfektionen in letzter Zeit weltweit häufen, liegt wahrscheinlich auch am Klimawandel. Ausbrüche mit dem Hefepilz Candida auris stellen eine zunehmende Gefahr für Immungeschwächte dar – auch in Deutschland.

So wirken verschiedene Alkoholika auf den Blutdruck

23.05.2024 Störungen durch Alkohol Nachrichten

Je mehr Alkohol Menschen pro Woche trinken, desto mehr steigt ihr Blutdruck, legen Daten aus Dänemark nahe. Ob es dabei auch auf die Art des Alkohols ankommt, wurde ebenfalls untersucht.

Das sind die führenden Symptome junger Darmkrebspatienten

Darmkrebserkrankungen in jüngeren Jahren sind ein zunehmendes Problem, das häufig längere Zeit übersehen wird, gerade weil die Patienten noch nicht alt sind. Welche Anzeichen Ärzte stutzig machen sollten, hat eine Metaanalyse herausgearbeitet.

Update Allgemeinmedizin

Bestellen Sie unseren Fach-Newsletter und bleiben Sie gut informiert.