Erschienen in:
01.04.2015 | Leitthema
Stellenwert der Kolloide in der Intensivmedizin
Evidenz statt Emotion
Erschienen in:
Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Neben Albumin als natürlichem humanem Kolloid sind synthetische Kolloide in der Intensivtherapie in den letzten Jahrzehnten insbesondere bei Behandlung von Schockzuständen Teil der Standardtherapie gewesen. Seit den ersten Ergebnissen randomisierter kontrollierter Studien wird der Einsatz von synthetischen Kolloiden (insbesondere von Hydroxyethylstärke(HES)-Präparaten) kritisch betrachtet. Die anfängliche Vermutung, dass dies nur für HES-Präparate der 1. Generationen gelte, hat sich als falsche Sicherheit herausgestellt, sodass aktuell der Einsatz von HES-Präparaten bei kritisch Kranken in Ländern der Europäischen Union untersagt ist.
Aktuelle Diskussion und Indikation
Es bestehen Vorbehalte gegenüber den Methoden der Studien, die zu der Einschränkung der Nutzung von Kolloiden geführt haben. Über unerwünschte Wirkungen von Gelatinepräparaten insbesondere auf die Nierenfunktion bestehen derzeit keine Hinweise. Die Indikation für einen Einsatz von Kolloiden besteht bei Intensivpatienten, wenn durch Gabe von Kristalloiden eine akute Hypovolämie nicht ausreichend therapiert werden kann.
Schlussfolgerung
Vor allem in den ersten 6 Stunden der Sepsis, in der eine aggressive Flüssigkeitstherapie einen entscheidenden Parameter für das Outcome der Patienten darstellt, können kolloide Lösungen möglicherweise einen Überlebensvorteil bedingen. Die Empfehlungen über die Nutzung von Kolloiden sind ausführlich in der S3-Leitline „Intravasale Volumentherapie beim Erwachsenen“ dargestellt.