Erschienen in:
01.02.2015 | Leitthema
Therapienebenwirkungen und Nachsorge bei malignem Melanom
verfasst von:
Dr. T. Stahl, C. Loquai
Erschienen in:
Die Radiologie
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Nebenwirkungen der Therapie des malignen Melanoms sind für den Radiologen primär in fortgeschrittenen Tumorstadien von Bedeutung. Die zur Verfügung stehenden Therapieoptionen und ihre jeweiligen Nebenwirkungsprofile haben sich in den letzten Jahren nach Einführung moderner onkologischer Therapieoptionen, die sich zunehmend an der individuellen Tumorbiologie orientieren (zielgerichtete Therapie, Immuntherapie), einem gravierenden Wandel unterzogen und unterscheiden sich explizit von der klassischen Zytostatikatherapie. Die Immuntherapeutika, insbesondere Ipilimumab, nehmen aufgrund ihrer spezifischen immunvermittelten Wirkmechanismen und den damit verbundenen Nebenwirkungen (irAE, „immune related“ Adverse Events) eine Sonderstellung ein. Der überwiegende Anteil der Behandlungsfolgen manifestiert sich an der Haut (> 50 %) und entgeht im Allgemeinen der radiologischen Diagnostik. Nur ein vergleichsweise geringer Anteil der Nebenwirkungen ist mit bildgebender Diagnostik fassbar (15–20 %), dann aber, am Beispiel der therapieinduzierten Kolitis unter Ipilimumab, u. U. rasch tödlich. Neben der Kolitis (10–20 %) sind Hypophysitis (1,8–17 %), Thyreoidits (0,8 %), Myositis (1,7 %), Fasziitis und sarkoidoseartige Lymphknotenveränderungen (6,8 %) weitere in der Bildgebung apparente Therapiefolgen. Um radiologisch nachweisbare Therapienebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und sie insbesondere auch gegen Tumorprogress oder (opportunistische) Infektionen abzugrenzen, ist eine detaillierte Kenntnis der therapeutischen Verfahren in der Melanombehandlung, ihrer Wirkmechanismen und ihrer z. T. sehr spezifischen Nebenwirkungen für den Diagnostiker zwingend notwendig.