Erschienen in:
01.02.2015 | Leitthema
Zerebrale MR-Bildgebung beim malignen Melanom
verfasst von:
Dr. M. Breckwoldt, PhD, M. Bendszus
Erschienen in:
Die Radiologie
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Klinisches/methodisches Problem
Das maligne Melanom (MM) ist nach dem Bronchial- und Mammakarzinom die dritthäufigste Tumorentität, die in das ZNS metastasiert. Häufig geschieht dies früh im Krankheitsverlauf, was für die Prognose entscheidend ist. Zehn bis 40 % aller Patienten sterben an einer intrakraniellen Metastasierung, wobei die Inzidenz von Hirnmetastasen noch deutlich höher liegt (50–75 %). Prädilektionsstelle ist das subkortikale Marklager. Das Signalverhalten von Melanommetastasen kann sehr unterschiedlich sein und sich im Krankheitsverlauf, abhängig von Melaningehalt, Akkumulation paramagnetischer Ionen und Einblutungen, ändern. Die neuen spezifischen Therapien (Immuntherapien und Kinaseinhibitoren) stellen auch für die Bildgebung eine Herausforderung dar, weil bislang nicht ausreichend geklärt ist, inwieweit diese das Signalverhalten von Metastasen in der MR-Bildgebung ändern. Zudem können unter den neuen Therapien immunassoziierte Pathologien (Hypophysitis bei ca. 5 % der Patienten unter Ipilimumab-Therapie) und granulomatöse Erkrankungen (Neurosarkoidose) auftreten.
Radiologische Standardverfahren
In der CT stellen sich Melanommetastasen häufig nativ hyperdens dar. In der MRT sind T2w-Fluid-attenuated-inversion-recovery(FLAIR)-, native T1w- sowie T1w-Sequenzen nach Kontrastmittelgabe obligat. Mehrere Schnittebenen sollten akquiriert werden.
Methodische Innovationen
Die suszeptibilitätsgewichtete Bildgebung (SWI) ist eine neue sensitive Methode zur Detektion von Melanommetastasen bei jedoch eingeschränkter Spezifität. Etwa 66 % der Melanommetastasen zeigen ausgeprägte intratumorale Suszeptibilitätssignale (ITSS), was sie von anderen Metastasen unterscheidet (Spezifität ca. 81–96 %). Die Diffusionsbildgebung spielt beim MM nur eine untergeordnete Rolle.
Leistungsfähigkeit
Die suszeptibilitätsgewichtete Bildgebung verbessert die Sensitivität der Metastasendetektion bei eingeschränkter Spezifität. Eine Unterscheidung von Mikroblutungen oder Verkalkungen kann im Einzelfall unmöglich sein. Kontrovers ist zudem, wie SWI-Signalauslöschungen zu werten sind, für die sich kein Korrelat in den anderen Sequenzen findet (Differenzialdiagnose: Metastase, Mikroblutung, Verkalkung).
Empfehlung für die Praxis
Der beim MM häufig vorkommende ZNS-Befall ist ab Stadium IIc auch bei neurologisch asymptomatischen Patienten auszuschließen. Ebenso sind im Stadium IV alle 3 Monate kraniale MRT-Untersuchungen indiziert. Die Unterscheidung von Metastasen und intrazerebralen Einblutungen ist nicht immer möglich und muss im Einzelfall durch eine Verlaufsuntersuchung geklärt werden. Zusätzliche diagnostische Sensitivität bei eingeschränkter Spezifität bringt die SWI.