Erschienen in:
01.12.2006 | In der Diskussion
Trauma der Wirbelsäule und Bandscheibe
Gutachterliche Herausforderungen bei „Bagatellverletzungen“
verfasst von:
Dr. B. A. Leidel, S. Keßler, W. Mutschler
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 12/2006
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Zusammenfassung
In der Literatur wird der Zusammenhang zwischen chronischen Schmerzsyndromen der Wirbelsäule und „Bagatellverletzungen“ kontrovers diskutiert. Als solche gelten Prellung, Stauchung und/oder Distorsion ohne frische, sichere bildgebend nachweisbare Verletzungsfolgen an knöchernen und diskoligamentären Strukturen der Wirbelsäule. Isolierte Auffälligkeiten der Bandscheiben werden dabei meist als vorbestehende, vom Unfall unabhängige Veränderungen interpretiert und ein Zusammenhang mit dem Unfallereignis abgelehnt. Dennoch können nach „Bagatellverletzungen“ der Wirbelsäule komplexe chronische Schmerzsyndrome mit maßgeblichen funktionellen Einschränkungen auftreten, die die Leistungsfähigkeit bei den Betroffenen im Privat- und Erwerbsleben dauerhaft erheblich mindern.
Neben der diagnostischen und therapeutischen Herausforderung für den Behandelnden sieht sich der Gutachter dabei oftmals mit der Fragestellung konfrontiert, ob „Bagatellverletzungen“ der Wirbelsäule zu maßgeblichen und dauerhaften Funktionseinschränkungen mit chronischen Schmerzsyndromen führen können und welche Bedeutung dabei ggf. isolierten Auffälligkeiten der Bandscheiben zukommt. Die Datenlage in der wissenschaftlichen Literatur ist hierzu widersprüchlich und insgesamt mangelhaft.
Basierend auf der derzeitig verfügbaren internationalen Literatur wird in dem vorliegenden Artikel die Kausalität zwischen Unfallereignis „Bagatellverletzung“ der Wirbelsäule und eventuellem chronischen Beschwerdebild kritisch untersucht, um die Entscheidungsfindung des Gutachters in strittigen Fällen zu erleichtern und argumentativ zu untermauern.