Erschienen in:
01.05.2014 | Leitthema
Trauma- und stressorbezogene Störungen
Diagnostische Konzeptualisierung im DSM-5
verfasst von:
Prof. Dr. Dr. H.P. Kapfhammer
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Das DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) -5 berücksichtigt eine von der Gruppe der Angststörungen separate trauma- und stressorbezogene Störungsgruppe. Für den Versorgungsbereich der Erwachsenenpsychiatrie werden einerseits die posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) und die akute Belastungsstörung (ASD), andererseits die Anpassungsstörungen aufgeführt. Eine strengere Fassung des Traumakriteriums fokussiert auf akute Lebensbedrohung, schwerwiegende körperliche Verletzung und sexuelle Gewalt. Direkte Konfrontation, Zeugenschaft und indirekte Konfrontation werden unterschieden, letztere aber auf gewaltsame oder unfallbedingte Traumata von nahen Familienmitgliedern oder Freunden eingeengt. Personen, die durch ihren speziellen professionellen Ersteinsatz mit den Folgen extremer Traumata indirekt konfrontiert sind, werden in ihrem speziellen PTSD-Risiko anerkannt. Das im DSM-IV enthaltene A2-Traumakriterium wird aufgegeben. Eine breite klinische PTSD-Phänomenologie enthält ein neues Cluster anhaltender Veränderungen in negativen Kognitionen und Emotionen infolge der Traumatisierung. Die ASD zielt nicht mehr darauf, eine spezielle Risikogruppe für ein späteres PTSD-Risiko zu identifizieren, sondern ein intensives Stresssyndrom mit hoher akuter Behandlungsbedürftigkeit zu definieren. Anpassungsstörungen zeichnen sich weiterhin durch eine im Vergleich zur sozialen und kulturellen Norm maladaptive Auseinandersetzung mit unspezifischen, nichttraumatischen Stressoren aus. Sowohl komplexe PTSD als auch anhaltende Trauerstörung besitzen im DSM-5 keinen eigenständigen diagnostischen Status. DSM-5 und künftige ICD-11 werden in der Konzeptualisierung stressbezogener Störungen große Unterschiede aufweisen.