01.07.2015 | Originalien
Trends und Ergebnisse der Karotischirurgie in Deutschland 2003–2013
Teil 2: Präoperative apparative Diagnostik, perioperatives und intraoperatives Management
Erschienen in: Gefässchirurgie | Ausgabe 4/2015
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Hintergrund
Seit 2002 besteht in Deutschland eine verpflichtende Dokumentation aller operativen Rekonstruktionen der extrakraniellen Karotisbifurkation. Dies ermöglicht die Analyse etwaiger Trends in der Karotischirurgie. In 2012 haben wir erste Daten zur perioperativen Schlaganfallrate und Letalität veröffentlicht, nun sollen Entwicklungen im Bereich der apparativen Diagnostik und des intra- und perioperativen Managements hinsichtlich der Umsetzung evidenzbasierter Empfehlungen aus der nationalen S3-Leitlinie zur Karotisstenose analysiert werden.
Patienten und Methoden
Systematische Auswertung der Jahresberichte 2003 bis 2013 der Bundesgeschäftsstelle Qualitätssicherung (2003 bis 2008) und des Instituts für Angewandte Qualitätssicherung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA-Institut, 2009 bis 2013). Im Beobachtungszeitraum wurden 282.769 operative Karotisrekonstruktionen durchgeführt. Es erfolgte die jahresbezogene Analyse der klinischen und apparativen Variablen zur präoperativen vaskulären und zerebralen Diagnostik (Teil A) sowie des peri- und intraoperativen Managements (Teil B bzw. C). Änderungen binärer Größen im Zeitverlauf wurde anhand des Cochran-Armitage-Trend-Tests bewertet (2-seitiges Signifikanzniveau von α = 5 %).
Ergebnisse
A. Präoperativ wurde bei 98 % der Patienten eine Duplexsonographie durchgeführt. Die digitale Subtraktionsangiographie wurde zunehmend seltener (40,6 % in 2003, 4,8 % in 2013, p < 0,0001), die CT- und MR-Angiographie hingegen häufiger durchgeführt (Anstieg von 4,2 auf 32,8 % bzw. 34,6 auf 48,4 %, jeweils p < 0,0001). Der mittlere Stenosegrad der zu revaskularisierenden Karotisläsion nahm von 75,8 % in 2003 auf 81,8 % in 2013 zu (p < 0,0001). Eine zerebrale Bildgebung erfolgt in durchschnittlich 76,8 %.
B. Eine prä- und/oder postoperative fachneurologische Untersuchung wurde 2003 bei 61,7 % bzw. 36,5 % und in 2013 bei 69,0 % bzw. 57,2 % (p < 0,0001) durchgeführt. Zunehmend häufig wurden perioperativ Thrombozytenfunktionshemmer (TFH) gegeben (83,9 % in 2003, 91,9 % in 2013, p < 0,0001). Die mediane stationäre Verweildauer hat von 9 auf 7 Tage abgenommen.
C. Zunehmend häufig wurde in lokoregionärer Anästhesie operiert (10,1 % in 2003, 28,1 % in 2013, (p < 0,0001). Häufigste Operationsmethode ist die konventionelle Karotis-TEA, gefolgt von der im Verlauf häufiger angewandten Eversions-TEA (37,0 % in 2003, 41,2 % in 2013, p < 0,0001). Ein Neuromonitoring wurde insgesamt häufiger eingesetzt (49,8 % in 2003, 61,4 % in 2013, p < 0,0001), ein intraoperatives Shunting erfolgte hingegen etwas seltener (48,1 % in 2003, 43,5 % in 2013, p < 0,0001). Immer häufiger erfolgt eine intraoperative Kontrolluntersuchung des Revaskularisationsergebnisses (44,5 % in 2003, 68,3 % in 2013, p < 0,0001).
Schlussfolgerungen
Die ermittelten Daten zeigen, dass bei der operativen Rekonstruktion extrakranieller Karotisläsionen immer häufiger eine perioperative fachneurologische Beurteilung erfolgt. Eine invasive Diagnostik wird nur noch selten durchgeführt, immer häufiger erfolgt die Operation in lokoregionärer Anästhesie. In mittlerweile > 90 % werden perioperativ TFH gegeben. Außerdem wird zunehmend häufig ein intraoperatives Neuromonitoring und eine intraoperative Kontrolle der rekonstruierten A. carotis vorgenommen. Unsere Daten zeigen, dass die Empfehlungen der multidisziplinären deutsch-österreichischen S3-Leitlinie zur Karotisstenose immer besser umgesetzt werden.
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