Erschienen in:
05.05.2021 | Heparininduzierte Thrombopenie | Kardiotechnik/EKZ
Behandlung der heparininduzierten Thrombozytopenie unter extrakorporaler Membranoxygenierung
verfasst von:
Dr. Heinz Deschka, Dr. Henryk Welp, Prof. Dr. Jürgen Sindermann, Univ.-Prof. Dr. Sven Martens
Erschienen in:
Zeitschrift für Herz-,Thorax- und Gefäßchirurgie
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Ausgabe 3/2021
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Zusammenfassung
Blutungs- und thrombembolische Ereignisse zählen zu den häufigsten Komplikationen der Therapie mithilfe der extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO). Hauptsächlich verantwortlich ist eine multifaktoriell bedingte, unspezifische Aktivierung des Gerinnungssystems, die zum erhöhten Verbrauch und zur Funktionsstörung von Thrombozyten führt. Zusätzlich kann die Antikoagulation mit unfraktioniertem Heparin selbsteine immunologisch vermittelte, heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT) auslösen. Die Inzidenz der HIT bei ECMO-Patienten wird mit etwa 3,7 % angegeben. Obwohl die HIT primär durch einen plötzlichen signifikanten Abfall der Thrombozytenzahl charakterisiert ist, weisen Betroffene ein hohes Risiko von thrombembolischen Komplikationen (50–75 %) auf. Bei klinischem V. a. eine HIT sind die sofortige Beendigung der Heparinexposition und eine effektive alternative Antikoagulation erforderlich. Auf eine Bestätigung der Diagnose mithilfe spezifischer, laborchemischer Tests sollte nicht gewartet werden. Zwar basiert die Datenlage auf Erfahrungen mit einer sehr begrenzten Patientenzahl, dennoch besteht Konsensus, dass direkte Thrombininhibitoren bei laufender ECMO-Therapie eine effektive und sichere Alternative zu Heparin darstellen. Aktuell stehen mit Bivalirudin und Argatroban 2 geeignete Präparate mit differentem pharmakologischen Profil zur Verfügung. Es ist zu beachten, dass kein spezifisches Antidot existiert und eine Einschränkung der Nieren- oder Leberfunktion eine, teils erhebliche, Dosisanpassung erfordert, um Blutungskomplikationen zu vermeiden. Die Steuerung der Wirkspiegel erfolgt über engmaschige Kontrollen der Gerinnung. Der Einsatz von Faktor-Xa-Inhibitoren als alternative Antikoagulanzien bei ECMO-Therapie kann aufgrund fehlender Evidenz nicht empfohlen werden.