Kinder psychisch erkrankter Eltern
Abstract
Zusammenfassung. Kinder psychisch kranker Eltern sind seit langem als Hochrisikogruppe für die Entwicklung eigener psychischer Auffälligkeiten bekannt. Sie weisen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein mehrfach erhöhtes spezifisches und unspezifisches psychiatrisches Erkrankungsrisiko auf. In der Erforschung von Entwicklungsrisiken für Kinder psychisch kranker Eltern werden genetische, biologische und psychosoziale Risikofaktoren berücksichtigt, wobei besonders die psychosozialen Faktoren bedeutsam sind. Resilienz- und Schutzfaktoren wirken den Risikofaktoren entgegen und können die Wirkung von Risikofaktoren abmildern. Für Interventionen und Präventionen sind besonders die psychosozialen Faktoren in der Lebensumwelt des Kindes und die Schutzfaktoren relevant. Im Hinblick auf Interventionen werden besonders familienorientierte Interventionen von Experten für sinnvoll erachtet. Die psychosozialen und medizinischen Ausgangslagen der Familien sind komplex und entsprechend komplex und an der ganzen Familie orientiert sollte die Unterstützung angelegt sein. Die Entscheidung für eine Präventions- oder Interventionsmaßnahme sollte das Ergebnis eines diagnostischen Prozesses sein.
Abstract. Children of mentally ill parents have long been known as a high-risk group for developing their own mental health problems. Compared with the general population they show a higher specific and nonspecific psychiatric risk of disease. Research on development risks for children of mentally ill parents considers genetic, biological, and psychosocial risk factors, whereby emphasis is placed on psychosocial factors. Resilience and protective factors counteract risk factors and can mitigate the effects of risk factors. Psychosocial factors in the living environment of the child and protective factors are especially relevant for interventions and prevention. In particular, family-oriented interventions of experts are considered useful. The psychosocial and medical outcome documents of the families are complex, and therefore support should be multifaceted and family-oriented. Thus, the result of a diagnostic process should be either a prevention or intervention measure.
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