Erschienen in:
14.11.2016 | Brachytherapie | Leitthema
Sekundärmalignome nach perkutaner Radiotherapie
verfasst von:
F. Haidl, D. Pfister, R. Semrau, Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. A. Heidenreich
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 3/2017
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Zusammenfassung
Die Strahlentherapie (perkutane Radiotherapie, Low-dose-rate- [LDR-] oder High-dose-rate- [HDR-]Brachytherapie) stellt eine der therapeutischen Alternativen zur radikalen Prostatektomie des organbegrenzten bzw. des lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinoms (PCa) dar. Strahlentherapieassoziierte Sekundärmalignome werden definitionsgemäß nach einer Latenzperiode von mindestens 5 Jahren, der Lokalisation innerhalb des Strahlenfeldes sowie einer vom Primärtumor abweichenden Histologie diagnostiziert. Basierend auf den Daten der Literatur zeigt sich gegenüber der Allgemeinbevölkerung bzw. der nicht strahlentherapierten PCa-Patienten reproduzierbar ein erhöhtes sekundäres Karzinomrisiko für die Entwicklung eines Blasenkarzinoms (Hazard Ratio [HR] 1,67; 95 %-Konfidenzintervall [‑KI] 1,55–1,80) sowie eines Rektum- (HR 1,79; 95 %-KI 1,34–2,38) und kolorektalen Karzinoms (HR 1,79; 95 %-KI 1,34–23,8) nach perkutaner Radiotherapie. Nach Brachytherapie ergibt sich nur ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Harnblasenkarzinoms (HR 2,14; 95 %-KI 1,03–3,94). Die Inzidenz der Sekundärneoplasien steigt mit zunehmender Dauer der Nachbeobachtung an. Bis dato konnten keine negativen Auswirkungen der Strahlentherapie auf das Gesamtüberleben und das tumorspezifische Überleben nach radikaler Zystektomie nachgewiesen werden, wenngleich die Rate an lokal fortgeschrittenen T3/4-Tumoren nach Radiatio deutlich gegenüber den Kontrollgruppen erhöht ist. Ab dem 5. posttherapeutischen Jahr sollten Symptome oder Zufallsbefunde, die auf ein Blasenkarzinom hindeuten könnten (Mikrohämaturie), einer intensiven Diagnostik zugeführt werden.