Erschienen in:
01.05.2013 | Originalien
Definition und Erfassung psychischer Störungen
Bestandsaufnahme
verfasst von:
Prof. Dr. rer.nat. Rolf-Dieter Stieglitz, Prof. Dr. rer.nat. Wolfgang Hiller
Erschienen in:
Die Psychotherapie
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Ausgabe 3/2013
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Zusammenfassung
Die Entwicklung von Klassifikationssystemen für psychische Störungen hat eine lange Tradition und wird von einer unverändert anhaltenden Diskussion zu grundlegenden Fragen begleitet. Dies betrifft v. a. die allgemeine Frage, wann überhaupt eine Störung vorliegt, sowie daran anschließend die Frage, welche und wie viele Störungen sinnvoll und notwendig sind. Im vorliegenden Beitrag wird ein Überblick über die mit den bisherigen Systemen Diagnostisches und Statistisches Handbuch Psychischer Störungen, 4. Aufl. (DSM-IV) und Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, 10. Ausgabe (ICD-10) verbundenen Paradigmen und Klassifikationsmethoden gegeben. Entgegen den ursprünglichen Erwartungen ist es nicht gelungen, auch nur eine der existierenden Diagnosen wissenschaftlich hinreichend zu validieren. Ebenso ist keine Alternative zum bisherigen deskriptiv-phänomenologischen Ansatz in Sicht. Die bevorstehenden Revisionen DSM-5 und ICD-11 werden keine konzeptuellen Neuerungen bringen, sondern lediglich einige neue Diagnosen einführen und die Kriterien einiger anderer Diagnosen modifizieren. Am Beispiel der Entwicklung von DSM-5 werden sowohl grundlegende Überlegungen als auch ausgewählte bevorstehende Änderungen kritisch diskutiert. Zudem werden Vorschläge für eine rationalere Entwicklung von Klassifikationssystemen vorgestellt.