Erschienen in:
01.05.2014 | Originalien
Dezentrale ambulante Teams in der gemeindenahen psychiatrischen Versorgung
Zwei bayerische ländliche Regionen im Vergleich
verfasst von:
Dr. J. Valdes-Stauber, A. Putzhammer, R. Kilian
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 5/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Psychiatrische Institutsambulanzen (PIAs) sind eine unverzichtbare Versorgungsstruktur in der Krisenintervention und multiprofessionellen Behandlung psychisch schwer kranker Menschen. Die Dezentralisierung derselben kann als weiterer Schritt in der Deinstitutionalisierung und Regionalisierung der stationären Versorgung verstanden werden im Sinne einer konsequenteren gemeindenahen Behandlung.
Methoden
Die Querschnittsuntersuchung für das Jahr 2010 (n = 1663) vergleicht die zentrale allgemeinpsychiatrische PIA mit den dezentralen Teams mittels univariater Varianzanalysen, χ2-Tests und robuster multivariater Regressionsmodellen. Die Längsschnittuntersuchung (deskriptiv als auch mittels Prais-Winstens bivariater Regressionsmodelle für Zeitreihen) basiert auf allen stationären Aufnahmen aus konstanten Teileinzugsgebieten für beide dezentrale Teams (n = 6693) für die Jahre 2002 bis 2010, um explorativ Veränderungen nach Einrichtung derselben im Jahr 2007 zu untersuchen.
Ergebnisse
Dezentrale Teams zeigen ein ähnliches Versorgungsprofil, versorgen verhältnismäßig mehr Patienten mit demenziellen, Sucht- und affektiven Erkrankungen und weniger mit schizophrenen und Persönlichkeitsstörungen bei niedrigeren ambulanten sowie psychopharmakologischen Kosten, weisen aber eine niedrigere Versorgungsdichte als die zentrale Ambulanz auf. Die Gesamtkosten unterscheiden sich nicht signifikant und die stationären Variablen (Anzahl an Aufnahmen, jahreskumulierte Verweildauer, Anzahl an Aufnahmen pro Person) ändern sich kaum 3 Jahre nach Einrichtung der dezentralen Teams. Allerdings sinken die Aufnahmen von an Schizophrenie erkrankten Menschen und steigen signifikant diejenigen von Patienten mit depressiven und Angststörungen.
Diskussion
Dezentrale ambulant-psychiatrische PIA-Teams scheinen in ländlichen Gebieten Patienten zu erreichen, die vor deren Einrichtung nicht versorgt wurden. Die Entfernung zu den zentralisierten Versorgungsressourcen im regionalen Krankenhaus dürfte dabei eine Rolle spielen. Auch wirtschaftliche Gesichtspunkte sprechen für die Einrichtung solcher Teams, denn die Versorgungskosten liegen nicht höher als bei in zentralen PIAs behandelten Patienten und die stationäre Inanspruchnahme für die Gesamtregion steigt nicht nach deren Einrichtung.