Erschienen in:
01.09.2014 | Leitthema
Geschlechtsspezifische Aspekte bei depressiven Erkrankungen
verfasst von:
A. Karger
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 9/2014
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Zusammenfassung
Die Depression zählt zu den häufigsten Krankheiten und geht mit einer erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität einher. In der vorliegenden Übersichtsarbeit sollen geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Depression im Symptommuster, Erkrankungsverlauf, hinsichtlich der Komorbidität, bei biologischen und psychosozialen Faktoren, im Einfluss der Geschlechterrolle, im Hilfesuchverhalten und der Emotionsregulierung sowie der Arzt-Patient-Kommunikation dargestellt werden. Frauen erkranken im Vergleich zu Männern fast doppelt so häufig an einer Depression. Der Verlauf ist schwerer. Auch leiden Frauen häufiger unter begleitenden Ängsten. Andererseits sind die Suizidraten für Männer um das 3- bis 5-Fache erhöht, und bei ihnen zählt Alkoholabusus zu den häufigsten Begleiterkrankungen. Bei Männern und Frauen gibt es verschiedene Symptommuster der Depression. Hinweise auf eine männer- und eine frauenspezifische Depression sind allerdings bisher widersprüchlich. Die sozial vermittelten Geschlechterrollen, die mit biologischen Faktoren auf komplexe Weise interagieren, beeinflussen bei Männern und Frauen das Erkrankungsrisiko, das Krankheitsverhalten und die Bewältigung der Depression. Die Bedeutung von Gender für die Definition und den Umgang mit der Depression und die gendersensiblen Anforderungen, die sich für das Gesundheitssystem daraus ergeben, werden bisher zu wenig beachtet.