Erschienen in:
01.09.2015 | Originalarbeit
Innehalten, inne werden, miteinander sein
Innere und äußere Voraussetzungen des „Kairos“ im psychoanalytischen Prozess
verfasst von:
Dr. phil. Rainer Paul
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 3/2015
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Zusammenfassung
Zeit- und Objekterfahrung konstituieren sich wechselseitig. Abgeleitet vom griechischen „Kairos“, im Sinne von Gadamers gelungener Begegnung, konstituiert sich Zeiterfahrung als „eben noch“ und „jetzt nicht mehr“. Ebenso zeigt Bions Urszene des Denkens: „Brust nicht da!“ die Verschränkung von Zeit- und Objekterfahrung. Anhand dreier klinischer Vignetten soll gezeigt werden, wie die Getrenntheit vom Objekt als einem Anderen aufgehoben wird. Es könnte sein, dass die klinische Arbeit unter den Bedingungen der beschleunigten Moderne, mit dem Versprechen, Zeit- und Objekterfahrung zu überwinden, rechnen muss. Über eine Erfahrung von Zeit und Objekt zu verfügen, ist heute womöglich nicht Vorlauf, sondern Ergebnis analytischer Arbeit. Um die Eckpfeiler der analytischen Arbeit, nämlich „innehalten“, sich herauslösen aus dem Strom der Alltagszeit, „inne werden“, die Aufmerksamkeit zum Hier und Jetzt der Assoziationen wenden und „miteinander sein“ im Übertragungsfeld, werden wir zu ringen haben.