Erschienen in:
01.04.2015 | Originalien
Praxis der regionalanästhesiologischen Behandlung chronischer Schmerzpatienten in der stationären und ambulanten Versorgung
Eine deutschlandweite Umfrage
verfasst von:
Dr. S. Tafelski, T. Beutlhauser, E. Gouliou-Mayerhauser, T. Fritzsche, C. Denke, M. Schäfer
Erschienen in:
Der Schmerz
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Ausgabe 2/2015
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Prävalenz chronischer Schmerzen wird in Europa auf etwa 19 % geschätzt und liegt für invalidisierende chronische Schmerzen bei etwa 7 % der Bevölkerung in Deutschland. Die Versorgung dieser Patienten erfolgt in verschiedenen ambulanten und stationären Einrichtungen. Dabei werden interventionelle Verfahren zur Diagnostik bzw. Therapie spezifischer Krankheitsbilder angewendet. Über die momentane Versorgungssituation bezüglich regionalanästhesiologischer Interventionen sind keine aktuellen Daten für Deutschland verfügbar.
Ziel der Arbeit
Diese Erhebung soll die Anwendung und Durchführung regionalanästhesiologischer Verfahren im Rahmen der Schmerztherapie und die aktuelle Praxis von repetitiven Interventionsserien erfassen.
Material und Methode
Umfrage in einer deutschlandweiten Stichprobe von Schmerzzentren und Schmerztherapeuten. Die Rücklaufquote betrug 54 %.
Ergebnisse
Von 273 antwortenden Schmerztherapeuten wandten 79 % regionalanästhesiologische Verfahren bei bis zu 25 % ihrer chronischen Schmerzpatienten an. Neben Rückenschmerzen zählten neuropathische Schmerzen zu den häufigsten Indikationen. Zwei Drittel der Therapeuten führte Blockadeserien durch. Eine Schmerzreduktion von 30–50 % wurde oft als hinreichendes Erfolgskriterium von Regionalanästhesien angegeben. Es profitierten etwa 40 % der Patienten von einer Blockadeserie am ehesten für einen Zeitraum von 12 Wochen bis 6 Monaten.
Diskussion
Die vorliegende Umfrage bildet die aktuelle schmerztherapeutische Versorgungssituation mit regionalanästhesiologischen Verfahren in Deutschland ab. Dabei erschienen niedergelassene Therapeuten geringer und Anästhesiologen stärker repräsentiert. Vor dem Hintergrund der eingeschränkten Evidenzsituation lassen sich keine klaren Empfehlungen für die Versorgung von chronischen Schmerzpatienten ableiten. Insbesondere die Anwendung und Frequenz von Blockadeserien sowie die Kriterien, an denen die Indikation zu weiteren Punktionen gestellt werden sollte, sind nicht ausreichend untersucht. Aus der dargestellten Versorgungssituation lässt sich eine Überprüfung der aktuellen Praxis im Kontext multimodaler Therapie und existierender Leitlinien in weiteren notwendigen Studien ableiten.