Erschienen in:
01.09.2014 | Leitthema
Problemfälle der In-vitro-Diagnostik bei Hymenopterengiftallergie
verfasst von:
Dr. S. Müller, D. Rafei-Shamsabadi, T. Jakob
Erschienen in:
Die Dermatologie
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Ausgabe 9/2014
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Zusammenfassung
Hintergrund
Hymenopterenstiche führen in 1,2–3,5 % der Bevölkerung zu anaphylaktischen Reaktionen. Das Risiko erneuter Anaphylaxien auf Folgestiche wird durch eine spezifische Immuntherapie mit dem auslösenden Insektengift drastisch reduziert. Voraussetzung für eine gezielte spezifische Immuntherapie ist eine präzise Diagnostik.
Fragestellung
Das Ziel dieser Arbeit war, Nutzen und Grenzen der aktuell zur Verfügung stehenden In-vitro-Testverfahren für die Diagnostik der Hymenopterengiftallergie zu überprüfen und anhand von verschiedenen klinischen Fällen darzustellen.
Material und Methoden
Es erfolgte eine gezielte Literaturrecherche in PubMed unter Miteinbeziehung der aktuellen Leitlinie zur Hymenopterengiftallergie. Zur Veranschaulichung wurden klinische Problemfälle aus unserem eigenen Patientenkollektiv zusammengefasst.
Ergebnisse und Diskussion
Die korrekte Diagnose der Hymenopterengiftallergie wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst – unter anderem durch die korrekte Identifizierung des Insekts und die Zeit bis zur diagnostischen Abklärung. Die hohe Prävalenz klinisch irrelevanter Sensibilisierungen, Kreuzreaktivität verschiedener Gifte und eine geringe Sensitivität mancher diagnostischer Tests erschweren die Diagnose. Im Fall der Mehrfachsensibilisierung hat die molekulare Allergiediagnostik die Aufklärung von klinisch relevanten Sensibilisierungen, insbesondere im Fall der Wespengiftallergie, bereits verbessert, sodass in vielen Fällen die zusätzlichen Kosten und Risiken einer zweiten Immuntherapie vermieden werden können. Bei der Bienengiftallergie wurden ebenfalls vielversprechende Fortschritte durch die molekulare Allergiediagnostik gezeigt, deren Umsetzung im klinischen Alltag vorgesehen ist. Bei Patienten mit überzeugender Stichanaphylaxie ohne Nachweis einer Sensibilisierung in Hauttests und/oder Serologie kann der Basophilenaktivierungstest aufgrund erhöhter Sensitivität für die Diagnosestellung ausschlaggebende Informationen liefern. Die Aussagekraft des Basophilenaktivierungstests könnte durch den Einsatz spezifischer Markerallergene weiter verbessert werden. Die Diagnostik einer Allergie gegen Feldwespen (Polistinae) und gegen Langkopfwespen (Dolichovespula) bleibt weiterhin problematisch, da eine partielle Kreuzreaktivität mit Wespengift vorliegt und spezifische Markerallergene noch nicht identifiziert wurden.