Erschienen in:
01.07.2006 | Arbeitswelt
Theorie und Praxis der Epidemiologie
Teil I: Systematik theoretischer Grundlagen der Epidemiologie als zentrale Fachdisziplin von „Public Health“
verfasst von:
A. Neumeyer-Gromen, MPH, A. Bräunlich, H. Zeeb, O. Razum
Erschienen in:
Prävention und Gesundheitsförderung
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Ausgabe 3/2006
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Zusammenfassung
Ziel/Vorgehen
In dieser Literaturübersicht wird die Verbindung von Theorie und Praxis der Epidemiologie als zentrale Fachdisziplin von „Public Health“ (PH) diskutiert und eine Systematik theoretischer Grundlagen erstellt.
Ergebnisse
Grundsätzlich werden Wissenschafts- und Ethiktheorien unterschieden. Kausalität ist eine zentrale Herausforderung zur Beantwortung ätiologischer Fragen. Wissenschaftstheoretisch sind Theorien zum Krankheitsauftreten, von Modellen zur prinzipiellen Ursachendefinition und Kriterien zur Bestimmung der kausalen Aussagekraft in konkreten Studien zu differenzieren. Der Multilevelzugang der ökosozialen Theorie integriert biologische und soziale Ansätze als grundlegendes Konzept. Aufgrund der Anwendungsorientierung haben aus ontologischer Perspektive probabilistische gegenüber deterministischen Modellen den Vorzug und werden durch kontrafaktische Überlegungen ergänzt. Aus erkenntnistheoretischer Perspektive wird der differenzierte Umgang mit den Hill-Kriterien in Zusammenspiel mit Bias, Confounding und Zufall vorgestellt. Dabei ist kein Kriterium absolut.
Schlussfolgerung
Beobachtende epidemiologische Studien können keine Kausalzusammenhänge beweisen; vielmehr geben sie Auskunft über die Wahrscheinlichkeit von Assoziationen. In der Anwendung epidemiologischer Erkenntnisse dominiert die utilitaristische Ethik, welche in Hinblick auf Minderheitenschutz und individuelle Gesundheitsüberzeugungen kritischer Reflexion bedarf.