Wie häufig kommt es nach Tonsillektomien zu Blutungen?

Frühere Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass bis zu ein Drittel der Todesfälle nach einer Tonsillektomie auf Blutungen zurückzuführen sind. Wie hoch die Raten von Hämorrhagien sind, hat nun ein Team von US-amerikanischen HNO- und Kinderärzten ermittelt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In ihren Leitlinien für die klinische Praxis der Tonsillektomie 2019 empfiehlt die American Academy of Otolaryngology-Head and Neck Surgery, dass Ärztinnen und Ärzte die Blutungsraten nach Tonsillektomie selbst überwachen sollen. Sie raten dazu, diese regelmäßig zu eruieren, um akzeptable Raten dieser Komplikation sicherzustellen. Den Chirurginnen und Chirurgen fehlten jedoch bislang verlässliche Schätzungen über Hämorrhagien, die sie mit ihren individuellen Daten vergleichen konnten. Für eine retrospektive Kohortenstudie wurden Daten aus dem Pediatric Health Information System (PHIS) für alle Patientinnen und Patienten unter 18 Jahren ausgewertet, die sich von Januar 2016 bis August 2021 in einem von 49 Kinderkrankenhäusern in den USA einer Tonsillektomie mit oder ohne Adenotomie unterzogen hatten und nach Hause entlassen werden konnten. Das primäre Ziel der Arbeit von Romaine F. Johnson vom University of Texas Southwestern Medical Center in Dallas und seinem Team war die Schätzung der Wahrscheinlichkeitsverteilung von Blutungen nach Tonsillektomien. Die vorhergesagten Risiken für erneute Klinikbesuche wegen Blutungen innerhalb von 30 Tagen wurden berechnet, um Quantile für die Blutungsraten abzuleiten. Das sekundäre Ziel war es, patientenspezifische Risikofaktoren für Blutungen zu identifizieren, die zur Vorstellung in der Notaufnahme oder im Krankenhaus führten. Von den 96.415 Kindern und Jugendlichen (Durchschnittsalter 5 Jahre; 42,8% weiblich), die sich einer Tonsillektomie unterzogen hatten, kamen 2.100 (2,18%) mit Nachblutungen in die Notaufnahme oder ins Krankenhaus. Die vorhergesagte 5., 50., 95. und 99. Perzentile für Blutungen lagen bei 1,17%, 1,97%, 4,75%. bzw. 6,39%. Demnach wird die mittlere Rate für eine Wiedervorstellung wegen Blutungen nach einer Tonsillektomie auf 1,97% geschätzt. Zu den Risikofaktoren auf Seiten der Patientinnen und Patienten, die mit Blutungen assoziiert waren, zählten gastrointestinale Erkrankungen, Adipositas und ein Alter von mehr als zwölf Jahren, bei denen das Risiko um 33%, 24% bzw. 148% erhöht war. Eine Schlafapnoe war dagegen mit einem um 15% verminderten Risiko verbunden. Im Vergleich zu Kindern mit weißer Hautfarbe wiesen hispanoamerikanische Kinder ein höheres, afroamerikanische Kinder dagegen ein geringeres Blutungsrisiko auf. Die Studiengruppe um Johnson hält ihr Wahrscheinlichkeitsmodell für ein nützliches Instrument sowohl für künftige Qualitätsinitiativen als auch für Operierende, die die Blutungsraten selbst festhalten möchten. Die Autorinnen und Autoren schränken jedoch ein, dass in der Untersuchung geringfügige Blutungen, die zu keiner Wiedervorstellung führten, nicht erfasst wurden. Damit werde die natürliche Blutungsrate jedoch unterschätzt, geben sie zu. Zusätzlich wurden die unterschiedlichen Techniken, die zur Entfernung der Gaumenmandeln angewendet werden können, nicht berücksichtigt. Und auch weitere Risikofaktoren für Blutungen, wie z. B. das chirurgische Verfahren oder Blutungsstörungen in der Anamnese, wurden nicht einbezogen. Außerdem wird in der PHIS-Datenbank nicht zwischen Tonsillektomie und Tonsillotomie unterschieden. Schließlich gab es zwangsläufig einige Patientinnen und Patienten mit einer Nachblutung nach einer Tonsillektomie, die nicht durch Nachuntersuchungen erfasst wurden, weil sie die Notaufnahme oder das Krankenhaus nicht erneut aufsuchten oder weil sie sich in einer Einrichtung vorstellten, die nicht von PHIS erfasst wird. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hoch ist die Blutungsrate nach einer Tonsillektomie bei Kindern und Jugendlichen? Antwort: In einer retrospektiven Kohortenstudie lag die mediane Blutungsrate nach Tonsillektomie bei 1,97% und das 99. Perzentil bei 6,39%. Bedeutung: Chirurginnen und Chirurgen können diese Angaben nun mit ihren individuellen Daten vergleichen. Einschränkung: Die unterschiedlichen Verfahren der Tonsillektomien wurden nicht berücksichtigt, genauso wenig wie Blutungen, die nicht zu einer Wiedervorstellung in der Klinik führten.

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