Erschienen in:
13.05.2016 | Allergien und Intoleranzreaktionen | Leitthema
Histaminintoleranz – wirklich eine Unverträglichkeit im Sinne einer reproduzierbaren Gesundheitsstörung auf definierte Auslöser?
verfasst von:
Dr. Imke Reese
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Auf der Suche nach einem Auslöser für wiederkehrende Gesundheitsstörungen stoßen viele Betroffene im Internet auf das Krankheitsbild der sogenannten Histaminintoleranz. Auch seitens behandelnder Ärzte wird diese Diagnose gern gestellt, ohne zu überprüfen, ob die Voraussetzungen für eine Unverträglichkeit im Sinne einer reproduzierbaren Gesundheitsstörung erfüllt sind. Die Konsequenz der Diagnose ist in der Regel die Empfehlung, eine histaminarme Ernährung durchzuführen. Je nachdem, auf welche Informationen zur Ausrichtung einer solchen Auslassernährung der Betroffene zurückgreift, handelt es sich dabei meist um sehr umfassende Eliminationsdiäten, die zu einer massiven Einschränkung der Lebensqualität führen. Stellt sich anfangs tatsächlich oft eine Symptomlinderung ein, die insbesondere mit der Abkehr von vertrauten Ernährungsgewohnheiten und der Erwartung einer Besserung durch die Diät zu erklären ist, bleibt die erhoffte langfristige Besserung in der Regel aus. Denn falls ein verlangsamter Histaminabbau im Körper die Ursache der Symptome ist, betrifft dies in erster Linie die körpereigene Freisetzung. Die Rolle des aufgenommenen Histamins wird kontrovers diskutiert. Offensichtlich ist, dass die Menge an enthaltenem Histamin allein wenig Aussagekraft über die Verträglichkeit des jeweiligen Nahrungsmittels besitzt.