Zwei in der Kardiologie gut bekannte Wirkstoffe – Cilostazol und Isosorbidmononitrat (ISMN) – sind therapeutisch möglicherweise auch dafür nutzbar, den funktionellen und kognitiven Status von Patienten mit lakunären Schlaganfällen zu verbessern, legen Ergebnisse einer Phase-II-Studie nahe.
Lakunäre Schlaganfälle als Folge kleiner Hirninfarkte, die durch mikroangiopathische Veränderungen in kleinen Hirnarterien hervorgerufen werden, machen etwa ein Viertel aller ischämischen Schlaganfälle aus. Eine spezifische Therapie gibt es nicht. Vermutet wird, dass Störungen der Endothelfunktion an der Pathogenese dieser Hirninfarkte mitbeteiligt sind.
Endothelfunktion als therapeutischer Ansatzpunkt
Gemeinsame Eigenschaft der beiden seit langem genutzten Wirkstoffe Cilostazol und ISMN ist, dass sie die Endothelfunktion stabilisieren. Darin steckt möglicherweise Potenzial für eine therapeutische Anwendung beider Substanzen speziell bei lakunären Schlaganfällen, so die Hoffnung einer britischen Forschergruppe um Prof. Joanna Wardlaw, University of Edinburgh, und Prof. Philip Bath, University of Nottingham.
Gemeinsam haben beide Experten jetzt bei der International Stroke Conference in Dallas (ISC 2023) Ergebnisse der von der British Heart Foundation unterstützen Phase-II-Studie LACI-2 (LACunar Intervention Trial 2) vorgestellt. In der primär zur Prüfung von Machbarkeit und Sicherheit einer Behandlung mit Cilostazol und/oder ISMN bei lakunärem Schlaganfall angelegten Studie deutet sich in der Tat die Möglichkeit funktioneller und kognitiver Verbesserungen durch beide Wirkstoffe an.
In die Studie waren an Zentren im Vereinigten Königreich 363 Patienten (medianes Alter 64 Jahre; 31% Frauen) per Randomisierung vier Gruppen zugeteilt worden, in denen die Behandlung additiv zur Standardtherapie entweder mit Cilostazol (100 mg zweimal täglich) allein, mit ISMN (25 mg zweimal täglich) allein, mit Cilostazol plus ISMN oder mit keinem der beiden Wirkstoff erfolgte.
Funktionelle und kognitive Verbesserungen nach einem Jahr
Nach 12 Monaten war die Rate für einen kombinierten klinischen Endpunkt (Schlaganfall/TIA, Myokardinfarkt, kognitive Einschränkung, Abhängigkeit von Hilfe im Alltag [dependency] und Tod) in der Gruppe mit Cilostazol/ISMN-Kombitherapie signifikant niedriger als in der Gruppe, die keinen der beiden Wirkstoffe erhalten hatte (48,6% vs. 69,6%; adjustierte Hazard Ratio: 0,58; 95%-KI: 0,36–0,92, p=0,02).
Cilostazol war als Monotherapie und in Kombination mit ISMN mit signifikanten funktionellen Verbesserungen im Sinne einer Reduktion von „dependency“ assoziiert. Auch im Hinblick auf kognitive Einschränkungen ging die kombinierte Cilostazol/ISMN-Behandlung nach einem Jahr mit einer signifikanten Reduktion einher. Im Übrigen hat sich die Therapie mit beiden Wirkstoffen, die weltweit verfügbar und preisgünstig sind, in der LACI-2-Studie als gut verträglich und sicher erwiesen.
Bestätigung in größerer Phase-III-Studie steht nun an
Konsequenzen für die Praxis resultieren aus dieser Studie, die nicht auf den Nachweis von Wirksamkeit gepowert war, derzeit nicht. Nach Auffassung von Wardlaw und Bath lassen es die gezeigten Effekte aber als gerechtfertigt erscheinen, nun eine größere Phase-III-Studie zur definitiven Bestätigung der positiven Ergebnisse aufzulegen. An Plänen für eine solche Studie wird bereits gearbeitet.