Zusammenfassung
Artifizielle Störungen sind durch das wissentliche Vortäuschen somatischer oder psychischer Beschwerden charakterisiert. Primäres Ziel ist die Einnahme der Krankenrolle, jedoch ohne bewusste Motivation (kein direkter Vorteil). Die 1-Jahresprävalenz liegt bei ca. 1,3 %, eine hohe Dunkelziffer ist wahrscheinlich. Ätiologisch bedeutsam sind insbesondere frühe traumatische Erfahrungen und instabile Familienverhältnisse. Behandlung und Verlauf sind im hohen Maße von komorbiden psychischen Erkrankungen abhängig (z. B. Borderline-Persönlichkeitsstörung). Eine differenzialdiagnostische Berücksichtigung der artifiziellen Störung ist angesichts schwerwiegender gesundheitlicher Folgen und der Belastung für das Gesundheitssystem wichtig. Eine Therapie gestaltet sich aufgrund des fehlenden Genesungswunsches schwierig – notwendig für eine erfolgreiche Konfrontation mit dem Verdacht der Selbstmanipulation und die anschließende Behandlung ist eine stabile Beziehung zwischen Therapeut und Patient.