Neues Lehrangebot legt Fokus auf Persönlichkeitsmerkmale künftiger Mediziner

Ein neues Lehrangebot der Uniklinik Jena rückt explizit Wertvorstellungen und Persönlichkeitsmerkmale zukünftiger Mediziner in den Mittelpunkt. Aspekte, die im Medizinstudium oftmals zu kurz kommen. Welche Ärzte wollen wir sein? Mit dieser Frage befasst sich ein neues Lehrangebot des Universitätsklinikums Jena. Das Pilot-Projekt „LongProf“ will die Persönlichkeitsentwicklung künftiger Medizinerinnen und Mediziner unterstützen. Es geht dabei explizit nicht um fachliche Themen – sondern um Fähigkeiten, Persönlichkeitsmerkmale und Wertvorstellungen, an denen Ärzte ihre berufliche Tätigkeit ausrichten können. Dr. Sven Schulz vom Institut für Allgemeinmedizin und Leiter des Projekts nennt beispielhaft Verantwortungsbewusstsein, Integrität oder auch die Autonomie von Ärzten und Patienten. „Im Medizinstudium steht zunächst das Fachliche im Vordergrund: Die Studierenden lernen Fakten, verstehen Zusammenhänge und trainieren praktische Tätigkeiten – und das oft in vielen Einzelkursen mit jeweils anderen Lehrenden. Aspekte, die über die fachliche Expertise hinausgehen, aber für die berufliche Persönlichkeit wesentlich sind, werden oftmals nur punktuell oder implizit vermittelt“, sagt Schulz im Gespräch mit der Ärzte Zeitung. Vorbereitung auf den Berufsalltag Die Studenten lernen beispielsweise, wie sie mit eigenen Fehlern und denen von Kollegen umgehen können und wie sie sich im Spannungsfeld zwischen Patientenwohl und Ökonomie positionieren. Im kommenden Semester sollen unter anderem Achtsamkeit und Resilienz auf dem Programm stehen. Die Dozenten setzen sich aus vier Ärzten und zwei Psychologen zusammen. Indem sie mit den Teilnehmern mögliche Szenarien aus dem ärztlichen Behandlungsalltag erarbeiten, wollen sie ihnen das Rüstzeug zur Entwicklung einer ärztlichen Persönlichkeit mitgeben. „Es ist eine Vorbereitung auf das Berufsleben“, betont Schulz. Angewandt werden dabei verschiedene Methoden: Mit Hilfe von Biografie-Arbeit, Gruppenreflexion und Rollenspielen analysieren die Teilnehmer verschiedene Beziehungen, die Ärzte im Laufe ihres Berufslebens eingehen: zu ihren Patienten, zu sich selbst und innerhalb ihres Teams. Letztendlich sollen sie sich auch damit beschäftigen, welche Rolle sie im Gesundheitssystem einnehmen und wie ihre Verantwortung für die Gesellschaft aussieht. Langfristig im Lehrplan verankern Um den Studenten den nicht immer einfachen Übergang in den Berufsalltag zu erleichtern, stießen auch junge Kollegen hinzu, die sich derzeit in der Weiterbildung befinden und von ihren Erfahrungen berichten können, so Schulz. In einem wöchentlichen Mentoringangebot können die Nachwuchsmediziner Kontakte zu Ärzten knüpfen, den sie nicht nur als Kardiologen oder Chirurgen kennenlernen, sondern in erster Linie als Gesprächspartner und Begleiter der beruflichen Entwicklung, heißt es. „LongProf“ ist bereits im Winter mit 20 Teilnehmern gestartet. Das Projekt richtet sich an Studenten im fünften Semester und ist insgesamt auf zwei Jahre angelegt. Am Ende soll eine umfassende qualitative und quantitative Evaluierung stehen, mit dem Ziel, das Lehrangebot langfristig im Medizinstudium zu verankern. Quelle: Ärzte Zeitung

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