Erschienen in:
19.03.2024 | COVID-19 | Leitthema
Rauschtrinken in der frühen Adoleszenz
Ergebnisse des Präventionsradars von 2016 bis 2023
verfasst von:
Prof. Dr. phil. Reiner Hanewinkel, Julia Hansen
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 4/2024
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Zusammenfassung
Einleitung
In Deutschland wird keine andere psychotrope Substanz schon im Jugendalter so oft und in so hohen Mengen konsumiert wie Alkohol. In dieser Arbeit sollen Trends des Rauschtrinkens in der frühen Adoleszenz von 2016 bis 2023 abgebildet werden.
Methode
Auf Grundlage von 7 Wellen des Präventionsradars, einer schulbasierten epidemiologischen Studie in der Sekundarstufe I, wurden für den Zeitraum 2016 bis 2023 für 12- bis 15-Jährige die Lebenszeit- sowie die 30-Tage-Prävalenzen des Rauschtrinkens (bei Mädchen 4, bei Jungen 5 alkoholische Getränke bei einer Gelegenheit) ermittelt.
Ergebnisse
Den Auswertungen lagen 44.713 Fragebögen zugrunde. Das Geschlechtsverhältnis war ausgeglichen (50 % weiblich), das mittlere Alter betrug 13,8 Jahre (SD = 1,02). Von 2016 bis 2023 stieg die Lebenszeitprävalenz des Rauschtrinkens signifikant um 3,6 Prozentpunkte auf 25,3 % (95 %-Konfidenzintervall 24,1–26,5) an. Die 30-Tage-Prävalenz veränderte sich im Beobachtungszeitraum statistisch nicht und lag 2023 bei 15,9 % (95 %-KI 14,9–16,9). Im Vergleich zum Vorjahr sanken im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie (2020/2021) sowohl die Lebenszeitprävalenz (−2,5 Prozentpunkte) als auch die 30-Tage-Prävalenz des Rauschtrinkens (−3,5 Prozentpunkte) signifikant und stiegen in den Folgejahren wieder an. Systematische Unterschiede zwischen den Geschlechtern konnten nicht gefunden werden.
Diskussion
Das Jugendschutzgesetz sieht keinen legalen Zugang zu Alkohol für die untersuchte Altersgruppe vor. Vor diesem Hintergrund ist es besorgniserregend, dass jeder vierte Heranwachsende bereits über Rauscherfahrungen berichtet. Konsequente verhältnis- und verhaltenspräventive Maßnahmen sind erforderlich, um die hohe Verbreitung des Rauschtrinkens im Kindes- und Jugendalter einzudämmen.