Biologika-Therapie von Urtikaria bei Kindern

Lässt sich die chronisch spontane Urtikaria bei Kindern und Jugendlichen nicht mit Antihistaminika kontrollieren, kann ein IgE-Antikörper als Add-on-Therapie angewendet werden. Dabei sollten einige praktische Aspekte berücksichtigt werden. „Urtikaria ist häufig, sie ist lästig, es kratzt und juckt und ist oft entstellend, die häufigste Form ist die chronisch spontane Urtikaria“ sagte Dr. med. Kristina Stamos, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden, auf dem Deutschen Allergiekongress 2022. „Das Therapieziel für die Urtikaria ist die Beschwerdefreiheit“, erinnerte sie. Ebenso gehört eine gute Beratung zur Meidung von Auslösern und Augmentationsfaktoren dazu, es sollten Ursachen eradiziert werden, eine medikamentöse Therapie eingeleitet und die betroffenen Kinder und Jugendlichen alle drei bis sechs Monate beobachtet werden, ergänzte sie. Primär beginnt die medikamentöse Therapie mit Antihistaminika der zweiten Generation über zwei bis vier Wochen, sagte sie. „Allerdings sprechen weniger als 40 % der Kinder auf die Standarddosis an“, erläuterte sie die Ergebnisse einer Metaanalyse [1]. In diesen Fällen wird dann langsam alle zwei Wochen bis auf die vierfache Dosis gesteigert. „Bis zu 63 % sprechen auf die Dosiserhöhung an“, ergänzte sie [1]. Liegt dann immer noch eine unkontrollierte Urtikaria vor, könnte bei über 12-Jährigen für circa sechs Monate zusätzlich der IgE-Antikörper Omalizumab eingesetzt werden. In einer Real-World-Studie konnte mit dieser Therapie bei 72,2 % der untersuchten Personen eine komplette und bei 18 % eine inkomplette Remission erzielt werden. Leichte Nebenwirkungen traten bei 4 % der Teilnehmenden auf [2]. Nach Impfung mit Lebendimpfstoff eine Woche abwarten Im Unterschied zur Asthma-Therapie wird Omalizumab bei Patienten mit chronisch spontaner Urtikaria nicht gewichtsabhängig dosiert, sondern subkutan 300 mg alle vier Wochen über circa sechs Monate appliziert“, berichtete Stamos. Auch eine Off-Label-Anwendung bei der chronisch spontanen Urtikaria von unter 12-jährigen Kindern und bei der chronisch induzierbaren Urtikaria ist möglich. In Studien ist die Wirksamkeit und Sicherheit sehr gut gewesen [3, 4]. Über mehrere Studien hinweg ist eine geringe Anaphylaxie-Rate (ca. 0,2 %) bei den Behandelten aufgetreten. Zudem ist auf eine QT-Verlängerung bei gleichzeitiger Behandlung mit Terfenadin, Clemastin und Astemizol zu achten. „Es gibt keine Kontraindikationen bezüglich der Lebendimpfstoffe, man sollte aber schon einen Abstand von ungefähr einer Woche zwischen der Applikation von Omalizumab und der Impfung belassen“, empfahl Stamos. „Bei schweren fieberhaften Infekten oder bei systemischer antibiotischer Therapie sollte man Omalizumab eventuell pausieren“ empfahl sie. Ein großer Vorteil von Omalizumab ist, dass die Applikation auch zuhause möglich ist. Verbessert sich trotz aller vorherigen Therapien die chronisch spontane Urtikaria aber weiterhin nicht, ist die letzte Eskalationsstufe Ciclosporin zusätzlich zur Antihistaminika-Gabe. Weitere Biologika zukünftig erwartet Als weiteres Biologikum befindet sich u.a. der monoklonale Antikörper Ligelizumab in der Erforschung. Der Antikörper bindet 88-fach stärker an IgE als Omalizumab. Zu Dupilumab und Benralizumab sind bisher nur Fallberichte bekannt. Weitere Biologika werden laut Stamos in Zukunft erwartet. basierend auf: "Praktischer Einsatz von Biologika in der pädiatrischen Allergologie bei Urtikaria. Plenarsitzung.", Vortrag von "Dr. med. Kristina Stamos, Universitätsklinikum Dresden". Vom 17. Deutscher Allergiekongress, 08.09. – 10.09.2022, Wiesbaden und virtuell. Empfehlung der Redaktion Kongressdossier Unsere Highlights vom 17. Deutschen Allergiekongress 2022 „Die Zukunft der Allergologie – innovativ und nachhaltig“ – unter diesem Tagungsmotto fand der 17. Deutsche Allergiekongress (DAK) vom 08.09. – 10. 09.22 als Hybridveranstaltung in Wiesbaden statt. Unsere Highlights vom Kongress haben wir in diesem Dossier für Sie zusammengestellt.

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