Das Internet ist heute eine der Hauptquellen für Informationen aller Art. Allerdings schwanken diese in ihrer Qualität und Seriosität deutlich. So ist die wissenschaftliche Literatur für Laien nicht immer leicht zugänglich. Diese weichen folglich auf alternative Quellen aus. Dies wird unter anderem dadurch verdeutlicht, dass die am meisten genutzten Suchmaschinen neben Google das Videoportal YouTube und die Social-Media-Plattform Facebook sind (PromoMasters
2020). Beide Seiten sind deutlich leichter zugänglich als wissenschaftliche Suchmaschinen wie zum Beispiel PubMed. Auf Facebook organisieren sich viele Alternativmediziner und Homöopathiker in geschlossenen Gruppen, um dort medizinische Probleme zu diskutieren und um sich auszutauschen. Da Kritiker aus diesen Gruppen oft entfernt werden, entstehen gefährliche Informationsblasen. Auch auf der Videoplattform YouTube kursieren viele Videos von Alternativmedizinern und medizinischen Laien. Im Grunde kann jeder einen eigenen YouTube-Kanal eröffnen und Videos hochladen. Dazu kommt, dass einige Hersteller gezielt mit Falschinformationen werben. So verwischen Hersteller von homöopathischen Präparaten innerhalb ihres Marketings wissentlich die Grenze zwischen Homöopathie und Naturmedizin (Sarma
2010). Um in der Lage zu sein, diese Falschinformationen von richtigen Fakten, die auch auf YouTube gefunden werden können, unterscheiden zu können, ist eine umfassende Medienbildung und Medienkompetenz erforderlich (Barberi
2017). Wie wichtig eine Bildung in diesem Bereich ist, zeigt unter anderem eine Allensbach-Umfrage, nach der lediglich 17 % der Bevölkerung wussten, was Homöopathie wirklich ist. 74 % ordneten die Homöopathie innerhalb der Naturheilkunde ein. Da innerhalb der Homöopathie auch nicht-pflanzliche Mittel eingesetzt werden, ist diese Bezeichnung nicht zutreffend (Sarma
2010). Seit kurzem gehen sowohl YouTube als auch Facebook gegen Fake News vor. So rief Facebook erst vor kurzem seine User auf, falsche Informationen an die Firma weiterzuleiten (Scott
2020). Auch YouTube geht vermehrt gegen Falschinformationen vor, wobei die amerikanischen Firmenregeln, zu denen auch die
Freedom of Speech gehört, mit der
Meinungsfreiheit der Europäischen Union aneinandergeraten (Stolton
2019). Als einem Unternehmen aus den Vereinigten Staaten spielt die
Freedom of Speech bei YouTube eine wichtige Rolle. Im Gegensatz zur europäischen
Meinungsfreiheit deckt die
Freedom of Speech auch Meinungen, die beleidigend oder verleumderisch sind. Die
Meinungsfreiheit in Deutschland ist ein Teil des Grundgesetzes, wird aber durch andere Grundrechte soweit eingeschränkt und reguliert, dass Beleidigungen und andere Äußerungen nicht geschützt werden. Wissenschaftliche und medizinische Falschinformationen, die mitunter sehr gefährlich sein können, werden durch die
Freedom of Speech geschützt, durch die
Meinungsfreiheit jedoch nicht (Bambauer
2017).
Wie schnell sich alternative Heilungsmethoden heutzutage verbreiten, zeigt die aktuelle COVID-19-Pandemie. Im Internet kursieren viele verschiedene Behandlungsmethoden, von denen einige lediglich belustigend, andere aber durchaus gefährlich und lebensbedrohlich sind. Während in der Vergangenheit die Nutzer und Vertreter dieser Methoden von Wissenschaftlern lediglich belächelt wurden, gibt es mittlerweile eine positive Entwicklung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. So rief ein vor kurzem erschienener Artikel im
Nature auf, diese so genannte
Pseudoscience nicht länger zu tolerieren (Caulfield
2020). Dabei spielen neben Wissenschaftlern und Ärzten auch Politiker eine essentielle Rolle. So nahm zum Beispiel die Anzahl der Giftnotrufe in den Vereinigten Staaten deutlich zu, nachdem Präsident Donald J. Trump in einer Pressekonferenz fragte, ob eine Injektion mit Desinfektionsmitteln als mögliche Behandlung in Betracht käme (Noor
2020). Der stattgegebene Antrag des Bayerischen Landtages geht in eine ähnliche Richtung. Denn entgegen der allgemeinen Annahme, dass es sich bei Homöopathika um harmlose Zuckerkügelchen handele, gibt es auch hier Gefahren bei der Einnahme. So kam es in den USA zu zehn Todesfällen bei Kleinkindern, nachdem diese sogenannte
Teething Tablets einnahmen. Dieses homöopathische Mittel soll die Schmerzen von zahnenden Kleinkindern reduzieren. Als Wirkstoff dient Belladonna, ein Giftcocktail der aus der Schwarzen Tollkirsche
Atropa belladonna gewonnen wird (ZEIT ONLINE
2017). Mit einem LD50-Wert von 75 mg/kg (Wirkstoff Atropin in der Maus) gehört
A.
belladonna zu den giftigsten Pflanzen der Welt (DrugBank
2017). Zu den Symptomen gehören unter anderem Ataxie, Desorientierung, Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, Verwirrtheit, Halluzinationen, Psychosen, Atemstillstand und kardiovaskulärer Kollaps (Berdai et al.
2012). Die Vergiftungen in den USA sind auf eine fehlerhafte Verdünnung zurückführbar (ZEIT ONLINE
2017).