Führt der Klimawandel zu mehr Früh- und Totgeburten?

Hitzeexposition begünstigt Schwangerschaftskomplikationen, legt eine neue Metaanalyse nahe. Die globale Erwärmung könnte somit erhebliche Folgen für die Gesundheit von Kindern haben. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Hitzeexposition in der Schwangerschaft ist laut einer neuen Metaanalyse mit einem erhöhten Risiko für Früh- und Totgeburten assoziiert. Schwangere, die höheren Temperaturen ausgesetzt waren, hatten häufiger Frühgeburten als Frauen ohne Hitzeeinwirkung. Mit jedem Anstieg um 1 °C vergrößerte sich das Risiko dafür um 5%, bei Hitzewellen sogar um 16%. Auch das Risiko für eine Totgeburt stieg um 5% pro Temperaturzunahme um 1 °C. Zudem beobachteten die Forscher um Prof. Matthew Francis Chersich von der Universität Witwatersrand in Johannesburg Assoziationen zwischen steigenden Temperaturen und niedrigem Geburtsgewicht. Diese waren jedoch schwächer und weniger konsistent als bei den Früh- und Totgeburten. Insgesamt zeigten sich die stärksten Effekte bei Frauen unter 25 und über 35 Jahren und bei niedrigem sozioökonomischem Status. Risiko von Schwangeren unterschätzt? Schwangere werden erst seit Kurzem zu den durch Hitze besonders gefährdeten Personen gezählt, sodass dies noch nicht im Bewusstsein der Menschen angekommen sei und nicht konsequent berücksichtigt werde, so Chersich und Kollegen. In den meisten Hitzewellenreaktionsplänen der Länder der Europäischen Union etwa galten sie nicht als Hochrisikogruppen wie ältere Menschen oder Kinder, zeigen Studien aus den vergangenen Jahren. Dabei stellen die schwangerschaftsbedingten, körperlichen Veränderungen die Thermoregulation vor besondere Herausforderungen. Die innere Wärmeproduktion steigt mit dem Stoffwechsel des Fötus, der Zunahme an Körpermasse und der daraus resultierenden körperlichen Belastung. Das macht sie möglicherweise anfälliger für die Risiken von Hitzeeinwirkung. 70 Studien aus 27 Ländern Für die Metaanalyse werteten die Wissenschaftler 70 Studien aus 27 Ländern zur Korrelation von Hitze und Geburtsgewicht sowie Früh- und Totgeburten aus. In 40 von 47 Studien waren Frühgeburten bei höheren Temperaturen häufiger als bei niedrigen. Die meisten Untersuchungen zeigten eine Dosiswirkungsbeziehung mit einer höheren Frühgeburtenrate bei stärkerer und längerer Hitzeexposition. In 18 von 28 Studien waren hohe Temperaturen mit einem niedrigeren Geburtsgewicht assoziiert. Alle acht Studien zum möglichen Zusammenhang von Hitze und Totgeburten ergaben entsprechende Assoziationen. In den meisten Fällen waren diese in der letzten Woche oder im letzten Monat der Schwangerschaft am stärksten. Auch wenn die beobachteten Effektgrößen relativ gering seien, könnten Schwangere durch zukünftige Temperaturerhöhungen erheblichen Risiken ausgesetzt sein, so Chersich und Kollegen. „Angesichts der zunehmenden Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen sowie der mit Früh- und Totgeburten verbundenen individuellen und gesellschaftlichen Belastung, sollten weitere Forschung und entsprechende politische Interventionen hohe Priorität haben“, fordern die Forscher. Das Wichtigste in Kürze Frage: Geht die Exposition gegenüber hohen Temperaturen mit einem Anstieg von Schwangerschaftskomplikationen einher? Antwort: Hitzeexposition war mit einer höheren Rate von Früh- und Totgeburten assoziiert, insbesondere bei Frauen mit niedrigem sozioökonomischem Status. Bedeutung: Die Erderwärmung und zunehmende Hitzewellen könnten sich negativ auf die Gesundheit von Kindern auswirken. Einschränkung: Unterschiedliche Temperaturstandards in den einzelnen Studien sowie Luftverschmutzung könnten zu Verzerrungen geführt haben.

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