Woran Kaiserschnitts-Kinder öfter erkranken

Kinder, die per Kaiserschnitt auf die Welt kommen, haben einer dänischen Studie zufolge ein höheres Risiko, bestimmte immunbedingte Krankheiten zu entwickeln als vaginal Geborene. In den westlichen Ländern steigt die Zahl allergischer Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten stetig an. Gleichzeitig nehmen immer mehr Kinder bei ihrer Geburt nicht mehr den natürlichen Weg, sondern kommen durch einen chirurgischen Eingriff zur Welt. Besteht hier möglicherweise ein Zusammenhang? Immer wieder werden Studien publiziert, die dies nahelegen. Nun wurde in einer großen Kohortenstudie untersucht, ob eine Sectio tatsächlich als gemeinsamer Umwelt-Risikofaktor für immunologische Erkrankungen gelten kann. Anhand der dänischen Einwohner-, Geburten- und Patientenregister analysierten Astrid Sevelsted von der Universität Kopenhagen und Kollegen die Daten von fast zwei Millionen zwischen 1977 und 2012 reif geborenen Kindern. Die Beobachtungszeit bis zu einem Höchstalter von 15 Jahren umfasste insgesamt mehr als 23 Millionen Patientenjahre. Innerhalb des Follow-up steigerte sich der Anteil der Sectio-Entbindungen von 20% im Jahr 2010. Anhand der Diagnosen aus dem Patientenregister identifizierten die Pädiater im weiteren Verlauf Krankheiten des Immunsystems wie Asthma, Allergien, entzündliche Darmerkrankungen und Typ-1-Diabetes, die in jungen Jahren begonnen hatten, und verglichen deren Häufigkeit zwischen vaginal geborenen Kindern und Kaiserschnittgeburten. Signifikante Unterschiede erkennbar Die adjustierte Analyse ergab für die Gruppe der Sectio-Kinder gegenüber den vaginal Geborenen eine Risikoerhöhung für Asthma um 23%. Auch wenn nur Kinder betrachtet wurden, bei denen die Asthmadiagnose erst ab einem Alter von fünf Jahren gestellt wurde, blieb der Unterschied signifikant (16%). Außerdem wiesen die Berechnungen auf erhöhte Risiken der Kaiserschnitt-Kinder für systemische Bindegewebserkrankungen (um 11%), juvenile Arthritis (10%), entzündliche Darmerkrankungen (20%), Immundefekte (46%) und Leukämie (17%) hin. Keine Häufung zeigte sich dagegen bei Typ-1-Diabetes, Psoriasis und Zöliakie. Als Kontrolle zum Ausschluss systematischer Fehler diente bei der Untersuchung die Armfraktur, die erwartungsgemäß keine Unterschiede zwischen den Kindern mit verschiedenen Geburtswegen erkennen ließ. Gemeinsamer Umweltfaktor als Wegweiser für das Immunsystem? Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass der Grundstein für immunologische Erkrankungen schon früh im Leben durch komplexe Interaktionen zwischen Genen und Umwelt sowie einen westlichen Lebensstil gelegt werden. Offensichtlich ist, dass sich die Bedingungen bei einer Kaiserschnittgeburt in einigen Bereichen von denen einer vaginalen Entbindung unterscheiden, angefangen bei Anästhetika und Antibiotika für die Frau über die Bakterienflora, der die Kinder auf ihrem Geburtsweg ausgesetzt sind, bis hin zur Klinikumgebung unmittelbar nach der Geburt. Mittlerweile existieren zahlreiche Untersuchungen zum Einfluss des Mikrobioms auf immunbedingte Erkrankungen. Biomarker im Nabelschnurblut der neu geborenen Kaiserschnittkinder weisen auf Unterschiede zu den vaginal geborenen Kindern hin: Die Zahl der Leukozyten, Neutrophilen, Monozyten und natürlichen Killerzellen liegt niedriger. Sevelsted und Kollegen schließen aus den Ergebnissen ihrer Untersuchung, dass das hier sichtbar werdende erhöhte Risiko für einige immunbedingte Krankheiten den Einfluss eines gemeinsamen Umweltfaktors in der frühen Kindheit nahelegt.

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