Zusammenfassung
Hat der distale Ureter beim Kind einen Durchmesser von >6 mm, wird er als Megaureter bezeichnet, und stellt nach der Harnleiterabgangsstenose die zweithäufigste Harnabflussstörung bei Kindern dar. Es wird zwischen dem primären und sekundären Megaureter unterschieden, die jedoch vom Megazystis-Megaureter-Syndrom abgegrenzt werden müssen. >80% der Megaureteren werden bei asymptomatischen Säuglingen detektiert, deutlich seltener führen Symptome wie fieberhafte Harnwegsinfektion, kolikartige Schmerzen oder Steinbildung zur Diagnose. Bei ca. 80% der Patienten bildet sich der primäre Megaureter mit dem Längenwachstum des Kindes zurück. Im ersten Lebensjahr, insbesondere wenn der Megaureter mit einem Reflux assoziiert ist, sollte eine antibiotische Prophylaxe erfolgen. Bei persistierendem Reflux sollte insbesondere beim Mädchen eine operative Korrektur angestrebt werden. Bei einer Zunahme der Harntraktdilatation, Symptomen oder einer Abnahme der ipsilateralen Nierenfunktion sollte ebenfalls eine operative Korrektur (Ureteroneozystostomie) erfolgen. Ursache eines sekundären Megaureters sind meist infravesikale Obstruktionen, die zuerst behandelt werden sollten. Das Megazystis-Megaureter-Syndrom ist oft mit einer beidseitigen Nierendysplasie assoziiert. In diesen Fällen stellt die effektive Blasenentleerung zunächst unter einer antibiotischen Prophylaxe die Therapie der Wahl dar.