Kalium für die Herzgesundheit

Herzrhythmusstörungen - Niedrige Kaliumspiegel können Herzrhythmusstörungen begünstigen. Ein Kaliumdefizit über die Ernährung auszugleichen, gelingt kaum. Bei einer erforderlichen Substitution ist auf die gleichzeitige Gabe von Magnesium zu achten, da beide Mineralstoffe im Stoffwechsel eng miteinander verknüpft sind. Kalium ist essenziell für die Herz- und Muskelkontraktion und die Weiterleitung von Nervenimpulsen, das Säure-Basen-Gleichgewicht, die Regulation des Zellstoffwechsels sowie für den strukturellen Aufbau des Skelettsystems [1]. Ein Ungleichgewicht im Kalium-Magnesium-Haushalt kann Herzrhythmusstörungen verstärken oder auslösen, erklärte Prof. Dr. Hans-Georg Predel, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln. Auch eine Hypertonie wird durch niedrige Kaliumspiegel begünstigt. Niedrige Serum-Kaliumwerte sind u. a. mit einem höheren Diabetesrisiko und eine niedrige Kaliumaufnahme bei Frauen mit einer höheren Schlaganfallmortalität assoziiert [2, 3]. Kalium ist essenziell für ein gesundes Herz-Kreislauf-System. Meist sind Patientinnen und Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronarer Herzkrankheit (KHK), Herzinsuffizienz oder Hypertonie, aber auch Menschen mit Diabetes mellitus und Ältere von einer Kalium-Magnesium-Imbalance betroffen. Bei Menschen mit Diabetes mellitus besteht ein erhöhter Kaliumbedarf, bei älteren Menschen bestehen zudem oft Resorptionsstörungen und eine Fehl- bzw. Mangelernährung. Diuretika, Laxanzien, Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) oder Kortikoide können ein Kaliumdefizit begünstigen. Bei jüngeren, herzgesunden Menschen ist es oft chronischer Stress, der durch den anhaltend erhöhten Kortisolspiegel ein Kalium-Magnesium-Ungleichgewicht begünstigt, oder intensives sportliches Training, das zu einem erhöhten Elektrolytverlust führt [4]. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Erwachsene eine tägliche Kaliumaufnahme von 4.000 mg Kalium [5]. Dies entspricht zehn Bananen, 20 getrockneten Aprikosen oder zwei Litern Tomatensaft. Ein hoher Bedarf für ein Elektrolyt, über das selten gesprochen wird, obwohl es wesentlich zur kardiovaskulären Gesundheit beiträgt, so Predel. Der Ausgleich eines Kaliumdefizits über eine Substitution kann nur dann funktionieren, wenn zugleich ausreichend Magnesium zur Verfügung steht. Denn damit Kalium seine Wirkung entfalten kann, muss es in die Zellen transportiert werden. Dafür wird Magnesium als Co-Faktor der Natrium-Kalium-Pumpe (Na+/K+-ATPase) benötigt. Es fördert aktiv den Kaliumtransport vom Extra- in den Intrazellulärraum und trägt so zur Stabilisierung des Kaliumspiegels in der Zelle bei. Eine Kombination von Kalium und Magnesium ist deshalb einer Einzelgabe vorzuziehen, betonte Predel. Die gleichzeitige Gabe von B-Vitaminen und Coenzym Q10 kann die Herzgesundheit zusätzlich unterstützen [6]. In der randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden Multicenterstudie MAGICA (Magnesium-Potassium in Cardiac Arrhythmias) wurde bei 232 Patientinnen und Patienten mit gehäuften ventrikulären Extrasystolen (VES) die Wirkung einer oralen Kalium- und Magnesiumsubstitution auf die Arrhythmie untersucht [7]. Dafür wurden zusätzlich zur bestehenden Therapie 12 mmol Kalium (469,2 mg) und 6 mmol Magnesium (145,8 mg) pro Tag verabreicht (entspricht vier Tabletten der bilanzierten Diät Tromcardin® complex). Nach drei Wochen zeigte sich eine deutliche Reduktion der VES von im Median 17,4% vs. 7,4% bei einem Nebenwirkungsprofil auf Placeboniveau. Eine Subgruppenanalyse der Patientinnen und Patienten mit KHK zeigte, dass vor allem Patientinnen und Patienten mit KHK und Menschen unter 65 Jahren von der Substitution profitierten [8]. Bei Patientinnen und Patienten mit KHK ohne vorbestehendem Myokardinfarkt wurden VES um 51% reduziert (Abb. 1) [8]. Abb. 1 MAGICA-Subgruppenanalyse: Reduktion von ventrikulären Extrasystolen (VES) bei Patientinnen und Patienten mit KHK (mit und ohne Myokardinfarkt) und anderen Erkrankungen Springer Medizin Verlag GmbH × Die Post-hoc-Analyse einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Pilotstudie mit 60 ambulanten Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen zeigte nach sechswöchiger Einnahme einer spezifischen Mikronährstoffkombination aus Kalium, Magnesium, Folsäure, Vitamin B12, Niacin und Coenzym Q10 eine Reduktion des linksventrikulären Massenindex und eine Zunahme der linksventrikulären Ejektionsfraktion [6]. Bei den Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern mit metabolischem Syndrom wirkte sich die Einnahme günstig auf den Glukosestoffwechsel aus, ablesbar an einer Reduktion der Nüchtern-Insulinspiegel und des HOMA-IR (Homeostasis Model Assessment of Insulin Resistance; p=0,053), einem Index für die Insulinresistenz [6]. Erfahrungen aus dem klinischen Alltag Predel untermauerte die Studiendaten am Beispiel einer 20-jährigen Studentin, die sich aufgrund von „Herzstolpern“ vorstellte. Die Beschwerden bestanden seit ihrem Auszug aus dem Elternhaus, verbunden mit einer ungesünderen und unregelmäßigeren Ernährung und Prüfungsstress. Die Anamnese gibt bereits den ersten Hinweis auf das Vorliegen einer funktionellen Herzrhythmusstörung, denn chronischer Stress erhöht den Kortisolspiegel, was wiederum zur vermehrten Ausscheidung von Kalium und Magnesium führt. Nach Ausschluss einer strukturellen Herzerkrankung wurde die Diagnose von funktionellen VES gestellt. Therapeutisch erfolgte eine diätetische Intervention mit Kalium und Magnesium über vier Wochen, unter der es zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden kam. Fazit für die Praxis Kalium ist an der Blutdruckregulation beteiligt. Der optimale Kaliumspiegel beträgt ≥4,3 mmol/l, die empfohlene Aufnahme 4 g Kalium/Tag. Kalium benötigt Magnesium, um effektiv wirksam zu sein (Herzrhythmusstörungen!). Eine Substitution von Kalium und Magnesium kann ventrikuläre Extrasystolen und den Blutdruck reduzieren. Es gibt keine Mengenbeschränkung bei oraler Aufnahme bei Nierengesunden. Hypokaliämie wird bei herzgesunden Patientinnen und Patienten leicht übersehen. „Kalium und Magnesium kombiniert geben“ Interview - Prof. Dr. Hans-Georg Predel, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln, erklärt, warum die Balance von Kalium und Magnesium wichtig ist und wie bei Supplementation andere Mikronährstoffe die Wirkungen von Kalium und Magnesium ergänzen. Prof. Dr. Hans-Georg Predel Deutsche Sporthochschule Köln × Welche Auswirkungen hat eine Imbalance von Kalium und Magnesium auf die Herzgesundheit? Predel: Ein Ungleichgewicht im Kalium-Magnesium-Haushalt ist ein häufiger Auslöser von funktionellen Herzrhythmusstörungen. Die elektrische Stabilität der Herzmuskelzellen und damit auch der Herzrhythmus, hängen von einer ausreichenden und ausgeglichenen Versorgung mit Kalium und Magnesium ab. Als Co-Faktor der membranständigen Na+/K+-ATPase ist Magnesium am Transport von Natrium-Ionen aus der Herzzelle heraus und von Kalium-Ionen in die Zelle hinein – gegen das Konzentrationsgefälle – entscheidend beteiligt. Ein Ausgleich eines Defizits an Kalium ist folglich nur dann sinnvoll, wenn zugleich eine ausreichende Menge an Magnesium zur Verfügung steht. Daher sollten Kalium und Magnesium möglichst kombiniert gegeben werden. Ist die gleichzeitige Supplementierung von Magnesium und Kalium zusammen mit B-Vitaminen und Coenzym Q10 sinnvoll? Die Kombination ist durchaus sinnvoll. Sie wirkt synergistisch und unterstützt vor allem den zellulären Energiestoffwechsel. Das heißt, wir haben zum einen die membranstabilisierenden Effekte von Magnesium und Kalium, die günstig auf die Herz- und die Gefäßmuskulatur wirken. Zum anderen beeinflussen Q10 und B-Vitamine den zellulären Energiestoffwechsel positiv. So schützen Vitamin B12 und Folsäure die Blutgefäße durch den Abbau von Homocystein. Niacin fängt freie Radikale ab und dient als Energielieferant für die Herzmuskelzellen. Coenzym Q10 ist an der Energiegewinnung der Zellen beteiligt. Welche Effekte sind auf die kardiometabolische Gesundheit zu erwarten? Zum einen eine Unterstützung der gesunden Herzfunktion und eines leistungsfähigen Herz-Kreislauf-Systems, also eine primärpräventive Wirkung. Zum anderen eine antiarrhythmische Wirkung; außerdem eine günstige Wirkung auf die systolische und die diastolische Herzfunktion sowie auf den Blutdruck. Weitere Daten zeigten, dass die Insulinresistenz reduziert und damit der Glukosestoffwechsel günstig beeinflusst wird. Welchen Menschen würden Sie die Supplementierung empfehlen? Für Menschen, bei denen schon ein Magnesium-Kalium-Mangel besteht, ist die Substitution auf jeden Fall sinnvoll. Dann bei denjenigen, bei denen ein solcher Mangelzustand droht, z. B. bei Menschen mit Diabetes mellitus aufgrund eines höheren Bedarfs oder z. B. bei einer Diuretikatherapie. Bei Menschen mit hohem Blutdruck und bei solchen mit Herzrhythmusstörungen kann die orale Supplementation von Kalium und Magnesium die Therapie unterstützen. Last but not least ist hier die große Gruppe der Sportlerinnen und Sportler zu nennen, bei denen neben ihrer ausgewogenen und gesunden Ernährung wegen ihres intensiven Trainings oder in Wettkampfphasen eine Supplementierung „on top“ sinnvoll ist. Bei gesunder Nierenfunktion besteht durch eine orale Kalium- und Magnesiumzufuhr keine Gefahr einer Hyperkaliämie. Literatur Biesalski HK et al., Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Kapitel 6, 50–54, 326–342. Georg Thieme Verlag, Stuttgart/New York 2002 Chatterjee R et al., Arch Int Med 2010, 170:1745–1751 Khaw KT, Barrett-Connor E, N Engl J Med 1987, 316:235–240 Papadakis MA, McPhee SJ, Current Medical Diagnosis and Treatment, McGraw Hill 2017 https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/kalium/?L=0 (letzter Zugriff: 22.03.2023) Parsi E et al., BMC Cardiovasc Disord 2018,18:220 Zehender M et al., J Am Coll Cardiol 1997, 29:1028–1034 Zehender M et al., Eur Heart J 2001, 22(Sup. Sep), Page 702, Abstract P3751 Impressum „Herzenssache Kalium – ein Elektrolyt und seine Bedeutung für den kardialen Stoffwechsel“ Meet-the-Expert (online), 22.03.2023 Bericht: Dr. Kirsten Westphal, Heimstetten Artikel gedruckt in Cardio News 5, Mai 2023 Mit freundlicher Unterstützung der Trommsdorff GmbH & Co. KG, Alsdorf Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Tobias Berenz Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführung: Fabian Kaufmann, Dr. Cécile Mack, Dr. Hendrik Pugge Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF-Download: Kalium für die Herzgesundheit

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten