Männer sollten mit der Vaterschaft nicht zu lange warten

Ab 50 wird es kritisch: Die Aussichten von Männern, Vater eines Kindes zu werden, gehen ab diesem Alter deutlich zurück. Das zeigen Daten aus einem reproduktionsmedizinischen Zentrum in London. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Prinzipiell sind Männer auch in höherem Alter fähig, Kinder zu zeugen. Laut dem biblischen Bericht war Abraham 100 Jahre alt, als seine Frau Sara mit Isaak schwanger wurde. Auf lange Fruchtbarkeit verlassen sollte man sich aber nicht. Denn wie Reproduktionsmediziner um Guy Morris vom Centre for Reproductive and Genetic Health in London herausgefunden haben, reduziert sich schon für Männer ab 50 die Chance, Vater zu werden, ganz erheblich. Nur noch gut 40% der Männer ab diesem Alter erfüllen die Referenzkriterien für die Samenqualität der WHO – ein Rückgang um rund ein Drittel im Vergleich zu jüngeren Männern. Morris und Kollegen bezogen in ihre retrospektive Studie alle Paare ein, die sich zwischen Dezember 2009 und August 2018 aufgrund von primärer oder sekundärer Infertilität an das Londoner Zentrum gewandt hatten, um eine In-vitro-Fertilisation (IVF) oder eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) vornehmen zu lassen. Berücksichtigt wurden nur Paare mit IVF/ICSI im natürlichen Zyklus, wobei der Mann eine frische Samenprobe beisteuerte. Geburtenrate nur noch bei knapp 30% Primärer Studienendpunkt war die Geburtenrate, sekundäre Endpunkte waren die Schwangerschafts- und Fehlgeburtenrate. In die Analyse gelangten die Daten von 4833 Zyklen und 4271 Männern. 40,8% der Zyklen resultieren in Lebendgeburten, die Schwangerschaftsrate hatte einen Prozentpunkt höher gelegen. Ein Alter des Vaters über 50 Jahren senkte die Aussichten auf eine Lebendgeburt allerdings signifikant (Odds Ratio 0,67), und zwar für jede untersuchte Altersgruppe der Mütter. Die Chancen auf ein Kind waren am größten, wenn die Mütter höchstens 35 Jahre alt waren, und sanken mit zunehmendem Alter der Frauen. Doch unabhängig davon nahmen die Chancen in allen Gruppen mit dem Alter der Väter parallel verlaufend ab. Die Lebendgeburtenrate lag für Väter ab 51 noch bei 29,5% (48,9% im Alter bis 35), die Schwangerschaftsrate erreichte 30,5% (49,8% im Alter bis 35). Auf die Rate der Fehlgeburten wirkte sich das Alter der Väter jedoch nicht aus. Empfehlung der Redaktion Themenseite Andrologie Testosteronmangel, erektile Dysfunktion, Zeugungsunfähigkeit: Endokrinologische und sexualmedizinische Erkrankungen des Mannes sind Thema dieser Seite. „Zunehmendes Alter von Männern ist mit stärkerer Fragmentation der Spermien-DNA assoziiert“, schreiben Morris und Mitarbeiter. DNA-Schäden machten sich schon in einem Alter über 45 bemerkbar. Intra- und extragonadale Faktoren seien daran beteiligt, oxidativer Stress und ineffektive Apoptose vor der Ejakulation. Die britischen Reproduktionmediziner fassen ihre Ergebnisse zusammen: „Unabhängig von der Ursache der Infertilität ist ein höheres Alter von Männern mit einer geringeren Schwangerschafts- und Geburtenrate verbunden, wobei die Fehlgeburtenrate unbeeinflusst bleibt.“ Männer sollten darüber unterrichtet werden, eine Vaterschaft nicht auf die lange Bank zu schieben. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich das Alter eines Mannes auf seine Chancen aus, Vater zu werden? Antwort: Ab einem Alter von 50 Jahren nimmt die Samenqualität deutlich ab. Die Chancen für einen Erfolg von In-vitro-Fertilisation oder intrazytoplasmatischer Spermieninjektion sinken unabhängig vom Alter der Frau. Bedeutung: Männer sollten mit der Vaterschaft nicht zu lange warten, in höherem Alter schlagen auch die Methoden der Reproduktionsmedizin nicht mehr so gut an. Einschränkung: Die Studie war retrospektiv angelegt und bezog sich auf Daten eines einzigen Zentrums.

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