Wurde die OCT-Bildgebung im Rahmen von PCI-Prozeduren bei ausgewählten Patienten mit ST-Hebungs-Myokardinfarkt (STEMI) und nicht-obstruktiven Koronarläsionen genutzt, ging dies in der EROSION-III-Studie mit einer niedrigeren Rate an Stentimplantationen einher.
Patienten mit akutem Myokardinfarkt bekommen bei der perkutanen Koronarintervention (PCI) einen Koronarstent ins Infarktgefäß implantiert, das ist unbestrittener Standard. Aber ist das wirklich immer zwingend? In der jetzt beim Kardiologenkongress TCT 2021 vorgestellten, randomisierten EROSION-III-Studie sind chinesische Forscher dieser Frage nachgegangen. Sie haben untersucht, ob mittels optischer Kohärenztomographie (OCT), die genaueren Aufschluss über die Mechanismen der Infarktentstehung geben kann, Patienten identifiziert werden können, bei denen auf einen Stent verzichtet werden kann.
Differenzierung zwischen Plaque-Rupturen und -Erosionen
Hintergrund der EROSION-III-Studie ist die Beobachtung, dass insbesondere junge Patientinnen und Patienten bei einem akuten Myokardinfarkt häufiger keine Plaque-Rupturen als Entstehungsmechanismus aufweisen, sondern Plaque-Erosionen, die nicht-obstruktiv sind und auch oft nicht mit Cholesterinstoffwechselstörungen assoziiert sind.
Dementsprechend habe sich die EROSION-III-Studie auf Patienten mit STEMI konzentriert, bei denen die infarktrelevante Koronarläsion (Culprit Lesion) nach Thrombusabsaugung einen Stenosegrad ≤ 70% aufwies, erläuterte Dr. Haibo Jia von der Medizinischen Universität in Harbin, China, beim TCT-Kongress 2021. Die Studienteilnehmer mussten außerdem hämodynamisch stabil sein und durften weder eine Hauptstamm- noch eine 3-Gefäßerkrankung haben. Zudem waren nur Infarkte im Kontext von De-novo-Stenosen „erlaubt“.
Keine Stenting im Fall von Plaque-Erosionen
Die im Mittel 55-jährigen Infarktpatienten, insgesamt 235, wurden randomisiert entweder einer konventionellen Behandlung allein auf Basis der Koronarangiografie oder einer OCT-geführten Versorgung zugeteilt, bei der im Fall von Plaque-Erosionen und außerdem bei Koronarspasmus und bei spontaner koronararterieller Dissektion (SCAD) auf eine Stentimplantation verzichtet wurde.
Primärer Endpunkt war die Rate an Stentimplantationen im Rahmen der primären PCI. Schwere kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) bildeten den primären Sicherheitsendpunkt, definiert als kardialer Tod, erneuter Myokardinfarkt, Revaskularisierung der Zielläsion oder Krankenhauseinweisung wegen instabiler Angina pectoris innerhalb von 30 Tagen.
Signifikant weniger Stentimplantationen in der OCT-Gruppe
Im Ergebnis wurden in der OCT-Gruppe 44% der Patienten direkt mit einem Stent versorgt, in der Gruppe mit rein angiografischer Stenosebewertung waren es 59%. Die OCT-Bildgebung ging damit mit einer signifikant um 15% niedrigeren Rate an Stentimplantationen einher (p=0,024). Dieser Unterschied fand keinen Niederschlag im primären Sicherheitsendpunkt, wo sich Interventions- und Kontrollgruppe nicht statistisch signifikant unterschieden.
Jia wies allerdings darauf hin, dass die Studie nicht groß genug war, um die Häufigkeit klinischer Ereignisse zuverlässig abzuschätzen. Hierzu sei eine größere Studie nötig. Diese lohne sich, weil möglicherweise durch die OCT-Kontrolle bestimmten Infarktpatienten Stents und die anschließende duale Plättchenhemmung erspart werden könnten.