Zusammenfassung
Chronisch progrediente Niereninsuffizienz und Urämie dominieren als renale Auslöser weit vor seltenen Krisen wie dem hämolytisch-urämischen Syndrom. Appetitmangel und Müdig-keit, generalisierte Anfälle, Myoklonien sowie Schlafstörungen und Restless-Legs-Symptome sind oft Teilkomponenten im zerebralen Allgemeinsyndrom dieser Enzephalopathie. Die zentrale Beteiligung ist im EEG als Verlangsamung, oft mit Erregbarkeitssteigerung, oder an triphasischen Wellen erkennbar. Pathophysiologisch bedeutsam ist die exkretorische Insuffizienz, speziell die Geschwindigkeit ihres Abfalls. So steht therapeutisch die Rekompensation der Nierenfunktion, notfalls durch Organersatz, im Vordergrund. Azotämie und momentane GFR-Werte korrelieren weniger mit den neurologischen Ausfällen als ihr Trend. Speziell in Fällen von akutem Nierenversagen muss berücksichtigt werden, dass die GFR-Formeln für chronische Patienten ausgelegt sind und dass die CK-Werte im Serum bei allgemeiner Muskelhypotrophie nur wenig ansteigen können. Auch eine Oligurie muss zur Auslösung einer Enzephalopathie nicht vorliegen. Bei Nierenkranken mit neurologischen Symptomen sind viele Differenzialdiagnosen durch Komorbiditäten wie Mangelernährung, vaskuläre Schädigungen, Immunsuppression und kumulierende Pharmaka zu bedenken. Gerinnungsstörungen in Zusammenhang mit der Dialyse und dem Hypertonus disponieren zum nicht seltenen Subduralhämatom bei Urämie.