Oxycodon: Klinische Vorteile dank monophasischer Freisetzung

Opioide sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Therapie starker chronischer, nicht-tumorbedingter Schmerzen. Moderne Präparate wie Oxycodon in einer 24-Stunden-Retardierung ermöglichen die nur einmal tägliche Dosisapplikation. Diese verbesserte Galenik zeigt klare klinische Vorteile: Sie führt zu niedrigeren Wirkstoffspiegelschwankungen und damit zu einer konstanten und zuverlässigen Analgesie. Sie verringert die Tablettenlast und fördert die Compliance der Patienten. Zudem treten Schmerzspitzen, Dosis-Endschmerzen und Nebenwirkungen seltener auf, und die Schlafqualität der Patienten verbessert sich. Nach den Ergebnissen einer repräsentativen deutschen Bevölkerungsstichprobe erfüllten 2013 7,4% der Befragten ≥14 Jahre die Kriterien für einen beeinträchtigenden chronischen, nicht-tumorbedingten Schmerz [1]. In dieser Indikation ist die Langzeitanwendung von opioidhaltigen Analgetika ein wichtiger Bestandteil der medikamentösen Schmerztherapie, die allerdings mit weiteren therapeutischen Maßnahmen im Sinne einer multimodalen Therapie kombiniert werden muss [2]. Bevorzugt retardiert oral Laut PD Dr. Eberhard A. Lux, Lünen, belegen Daten deutscher Krankenkassen einen deutlichen Anstieg der Einzel- und Langzeitverordnungen opioidhaltiger Analgetika bei Patienten mit chronischen, nicht-tumorbedingten Schmerzen in den letzten Jahren. Überproportional hoch sei der Anstieg der Verschreibungen bei den transdermalen Fentanylpflastern: „Sie werden hierzulande sogar in 72% der Fälle bei Patienten verordnet, die keine Einschränkungen der oralen Gabe oder der gastrointestinalen Resorption aufweisen“, kritisierte Lux [3]. „Bei 72,5% der Patienten, die erstmalig ein Fentanylpflaster anwendeten, gab es bei den Diagnosen keine Hinweise auf mögliche Probleme bei einer oralen Einnahme.” Bei gegebener Indikation sollte sich die Therapie starker chronischer Schmerzen zunächst am Schmerzmechanismus und -charakter orientieren. Kriterien für die Therapiewahl So sind Opioide beispielsweise gut zur Behandlung nozizeptiver Schmerzen des Muskel- und Skelettsystems geeignet, sowie zur Therapie neuropathischer Schmerzen, wie z.B. der diabetischen Polyneuropathie oder der Post-Zoster-Neuralgie. Da sich nicht alle Opioide in ihrem Wirkungs- und Nebenwirkungsspektrum gleichen, muss sich die konkrete Präparatewahl auch an pharmakologischen Gesichtspunkten orientieren, betonte Lux. Wenn die Entscheidung für eine Opioidtherapie getroffen wurde, sollten starke chronische, nicht-tumorbedingte Schmerzen generell mit Präparaten behandelt werden, die den Wirkstoff verzögert freisetzen [2]. „Schmerzpflaster scheinen zunächst zwar Vorteile zu haben. In der Praxis werden sie allerdings nicht selten am Patienten vergessen, reizen die Haut, sind träge und setzen bei höheren Temperaturen erhöhte Wirkstoffmengen frei“, sagte Lux. Nicht zu vernachlässigen sei auch das Missbrauchspotenzial. Damit spreche in der Langzeittherapie starker chronischer Schmerzen vieles für die Wahl retardierter, oraler Präparate, betonte Lux [4]. Eingipfeliger Plasmaspiegelverlauf Oxycan® uno ist ein orales, retardiertes Oxycodonhydrochlorid-Präparat, das nur einmal täglich eingenommen werden muss [5]. Im Fließgleichgewicht zeigt das Medikament ein typisch monophasisches Wirkprofil: Die Plasmakonzentration steigt behutsam an, geht in eine 10-stündige Plateauphase über und nimmt dann kontinuierlich über weitere zehn Stunden wieder auf den Ausgangswert ab [5, 6]. Ein Vorteil der Einmalgabe ist der gleichmäßige Wirkspiegel. „Dadurch werden Schmerzspitzen bzw. Dosis-Endschmerzen in der Tagesmitte vermieden“, informierte Lux. Diese Eigenschaften könnten sowohl die psychische Suchtentwicklung als auch die Menge an zusätzlicher Bedarfsmedikation verringern [6]. Dr. Johannes Horlemann, Kevelaer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin, fügte hinzu, dass bei unzureichend therapierten Schmerzpatienten Schlafstörungen aufträten. Durch verringerte Schlafdauer sei das Schmerzempfinden am Tag um 30% erhöht. Durch eine stabile Schmerztherapie, wie sie durch eine Einmalgabe möglich ist, lässt sich die Schlafqualität verbessern. Die Einmalgabe reduziert die Tablettenlast – womit eine wichtige Voraussetzung für höhere Lebensqualität und Therapieadhärenz gegeben ist – und erleichtert die regelmäßige Einnahme [6]. Vorteile der Einmalgabe In der prospektiven, randomisierten und doppelblinden Zulassungsstudie konnte belegt werden, dass Oxycodon 1 x täglich hinsichtlich der Wirksamkeit und Verträglichkeit bei mittelstarken bis starken Schmerzen therapeutisch äquivalent zu Oxycodon 2x täglich ist [7]. Ein leichter Trend zugunsten der 1 x täglichen Einnahme konnte in beiden Fällen gezeigt werden (Abb. 1). „Dieser Vorteil zeigte sich ebenfalls in Bezug auf den Verbrauch an Bedarfsmedikation“, so Lux. Es konnten zudem gleichmäßigere Plasmaspiegelverläufe und eine gleich hohe Plasmakonzentration bei der 1 x täglichen Einnahme, zusammen mit einer Dosisproportionalität über alle Dosierstärken nachgewiesen werden. Mit diesen Eigenschaften erfüllt Oxycodon in der 24-Stunden-Retardierung die Anforderungen, die in der S3-Leitlinie „Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht-tumorbedingten Schmerzen (LONTS)“ hinsichtlich der Wirkdauer und des Einnahmeschemas an die Therapie gestellt werden [2]. Abb. 1 Wirksamkeit, Sicherheit und mittlerer Verbrauch an Bedarfsme-dikation unter Oxycodon 10 mg/ 1 x tägl. vs. 5mg/ 2 x tägl. (modifiziert nach [7]) Springer Medizin Verlag GmbH × Unterschiedliche Galenik Wie Dr. Mathias Scheer, Pratteln/Schweiz, erklärte, nutzen Pharmazeuten verschiedene Strategien, um die Konzentration und Verweildauer eines Wirkstoffs im Blut zu beeinflussen. Eine Retardierung lasse sich mit Matrix-Tabletten oder Multiple Unit Pellet System (MUPS) realisieren. Erstere sind nur als Formulierungen erhältlich, die 2 x täglich eingenommen werden müssen. Die Messung der Halbwertsdauer (HWD) über einen bestimmten Zeitraum zeigt die Güte der Retardierung auf. „Anders ausgedrückt: Eine lange HWD wird durch eine Galenik erreicht, die für eine lange Retardierung sorgt“, so Scheer (Abb. 2). Abb. 2 Bioverfügbarkeit von retardiertem Oxycodonhydrochlorid; orale Verabreichung bei nüchternen, gesunden Probanden (modifiziert nach [6]) Springer Medizin Verlag GmbH × Die verlässliche 24-Stunden-Retardierung von Oxycodon wird durch die MUPS-Galenik realisiert. Jede Retardtablette enthält eine Vielzahl an kleinen Oxycodon-Kügelchen. Diese polydisperse Pelletformulierung gibt den Wirkstoff langsam, kontrolliert und unabhängig von einer Nahrungsaufnahme ab [8]. Damit werden ein langsames Anfluten und ein reproduzierbares pharmakokinetisches Verhalten mit einer geringen Variabilität im Plasmaspiegel und in der Bioverfügbarkeit erzielt. Wie Lux ergänzte, führt die lange Retardierung dazu, dass die Oxycodon-Plasmakonzentration über 19,2 bis 20,0 Stunden mindestens die Hälfte der maximalen Plasmakonzentration erreicht (Abb. 2) [6]: „Es lässt sich festhalten, dass die mit Oxycodon in der 24-Stunden-Retardierung mögliche Einmalgabe für eine höhere Lebensqualität und Compliance der Patienten sorgt.” Interview Besser durchschlafen Interview mit Dr. med. Dipl. Lic. Psych. Johannes Horlemann, Facharzt für Allgemeinmedizin, spezielle Schmerztherapie, Kevelaer Dr. med. Dipl. Lic. Psych. Johannes Horlemann J. Horlemann × Welche Bedeutung hat der Schlaf für Schmerzpatienten? Horlemann: Schlafstörungen sind bei Schmerzkranken eine häufige Komorbidität und zugleich Zeichen einer unzureichenden Schmerzkontrolle. Je stärker der Schmerz, desto schlechter der Schlaf. Die algogene Schlafstörung resultiert vor allem daraus, dass der Patient durch Schmerzen erwacht, die entstehen, wenn er sich natürlicherweise nachts im Schlaf umpositioniert. Weshalb ist gerade das Durchschlafen für Schmerzpatienten so wichtig? Horlemann: Ein normales Schlafverhalten besteht nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) darin, dass der Mensch u.a. in der Nacht zumindest sechs Stunden am Stück durchschläft und zum Einschlafen weniger als 30 Minuten benötigt. Das Durchschlafen ist die zentrale Voraussetzung, um Tagesfrische zu erlangen. Eine längere Schlaflatenz, ein fragmentierter Schlaf, Früherwachen und eine verkürzte Schlafdauer reduzieren die Tagesfrische und damit die Lebensqualität der Patienten. Dies führt einerseits zu Einbußen der Leistungsfähigkeit, Kognition, Reaktion und Konzentration, andererseits zu einer Verschlechterung der Stimmungslage bis hin zur Depression. Zugleich erhöht sich das Schmerzempfinden bei Menschen, die keine sechs Stunden durchschlafen können, deutlich. Eine ausreichende Tagesfrische ist zugleich für die Schmerzbewältigung über den Tag von entscheidender Bedeutung. Wie kann die richtige Schmerzmedikation den Schlaf verbessern? Horlemann: Damit der Patient eine gute Nachtruhe hat, braucht er eine Medikation, dass kein schmerzbedingtes Erwachen auftritt. Wenn ein Patient 24 Stunden am Tag unter Schmerzen leidet, benötigt er eine Therapie, die diese Schmerzen auch 24 Stunden lang kontrolliert. Mit einem Opioidpräparat, das bei einmal täglicher Gabe einen gleichmäßigen Plasmaspiegel ohne Schwankungen bietet, kann eine stabile, lückenlose Analgesie und damit eine bessere Schlafarchitektur und -qualität erreicht werden. Literatur Häuser W et al., BMC Public Health 2014, 14:352 https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/145–003l_S3_LONTS_2015–01.pdf Bundesärztekammer, Dtsch Arztebl 2012, 109:A-724/B-628 /C-624 Güttler K, Sabatowski R, Schmerz 2008, 22:562–570 Fachinformation Oxycan® uno, Stand: März 2019 Scheidel B et al., Int J Clin Pharmacol Ther 2017, 55:881–890 Lux EA et al., Curr Med Res Opin 2014, 30:2365–2375 Güttler K, Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2012, 47:224–230 Impressum „Verantwortungsvolle Opioid-Therapie beim Nicht-Tumorschmerz“ Symposium anlässlich des Deutschen Schmerz- und Palliativtags 2019. 30. Deutscher interdisziplinärer Schmerz- und Palliativkongress, Frankfurt/M., 8. März 2019 Berichterstattung: Dr. Silke Wedekind, Frankfurt /M. Artikel gedruckt in: Der Schmerz Band 33, Heft 3, Juni 2019 Mit freundlicher Unterstützung der Hormosan Pharma GmbH, Frankfurt/Main Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Teresa Windelen Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführer: Joachim Krieger, Fabian Kaufmann Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF: Chronische, nicht-tumorbedingte Schmerzen - Oxycodon: Klinische Vorteile dank monophasischer Freisetzung

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