Durchbruch für die Therapie des fortgeschrittenen Pankreaskarzinoms

Patientinnen und Patienten mit Pankreaskarzinom überleben im Median nur sechs bis acht Monate. Für Erkrankte mit KRAS-Wildtyp könnte die Kombination Nimotuzumab/Gemcitabin nun eine neue Therapieoption darstellen, die eine verbesserte Prognose verspricht. In der prospektiven Phase-III-Doppelblindstudie NOTABLE führte die Zugabe von Nimotuzumab zu Gemcitabin bei Patientinnen und Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Pankreaskarzinom und KRAS (Kirsten Rat Sarcoma)-Wildtyp gegenüber Gemcitabin allein zu einer signifikanten Verbesserung sowohl des Gesamtüberlebens (OS; p=0,024) als auch des progressionsfreien Überlebens (PFS; p=0,013). Diese Ergebnisse bezeichnete Prof. Dr. Shukui Qin, Nanjing/China, als Durchbruch in der Behandlung des fortgeschrittenen Pankreaskarzinoms [1]. Mit Nimotuzumab plus Gemcitabin Behandelte überlebten im Median 10,9 Monate, Personen im Kontroll-Arm dagegen nur 8,5 Monate (Hazard Ratio [HR] 0,50; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,06–0,94). Nach einem und drei Jahren betrugen die OS-Raten im Kombinationstherapie-Arm 43,6% und 13,9%, im Kontroll-Arm 26,8% und 2,7%. „Ganz besonders profitierten diejenigen Patient*innen von der Therapie, die zuvor nicht operiert worden waren“, so der leitende Studienautor Qin. In dieser Subgruppe (n=18) reduzierte sich die Sterblichkeit durch die zusätzliche Gabe des Antikörpers sogar um relative 60% (15,8 versus 6,0 Monate; HR 0,40; 95%-KI 0,19–0,84). Mit 4,2 versus 3,6 Monaten war das mediane PFS unter der Kombinationstherapie im Vergleich zu Gemcitabin allein signifikant verlängert (HR 0,56; 95%-KI 0,12–0,99). Auch bei diesem Endpunkt profitierten Erkrankte ohne Chirurgie in der Vorgeschichte besonders von der Zugabe des Antikörpers (5,5 versus 3,3 Monate; HR 0,44; 95%-KI 0,21–0,94). Die mediane Zeit bis zur Progression (TTP) war im Nimotuzumab/Gemcitabin-Arm nicht signifikant länger als im Kontroll-Arm (HR 0,67; 95%-KI 0,39–1,15; p=0,137). Hinsichtlich der Gesamtansprechrate (7,3% versus 9,8%) und der Tumorkontrollrate (68,3% versus 63,4%) unterschieden sich die beiden Behandlungsstrategien nur wenig. Die Inzidenz unerwünschter Ereignisse war in beiden Studiengruppen ähnlich, zu den häufigsten Nebenwirkungen gehörten Neutropenie und Thrombozytopenie. Unerwünschte Ereignisse der Grade 4 und 5 traten in beiden Behandlungsarmen nicht auf. Insgesamt waren für die NOTABLE-Studie 90 Patientinnen und Patienten aus China randomisiert entweder mit wöchentlich 400 mg Nimotuzumab, gefolgt von 1.000 mg/m2 Gemcitabin an den Tagen 1, 8 und 15 (alle vier Wochen) oder mit Placebo, gefolgt von Gemcitabin bis zur Krankheitsprogression oder dem Erreichen einer inakzeptablen Toxizität behandelt worden. Im Rahmen der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) 2022 wurde die abschließende Analyse der Studiendaten nach einem median 55,3-monatigen Follow-up vorgestellt. Das Pankreaskarzinom ist nach wie vor eine Tumorentität mit äußerst ungünstiger Prognose, das mediane OS beträgt nur sechs bis acht Monate. KRAS-Wildtyp-Tumoren lassen sich zwar insgesamt nur bei 10% der Betroffenen nachweisen, diesen könnte die neue Therapieoption mit Nimotuzumab/Gemcitabin jedoch neue Hoffnung geben und zum Behandlungsstandard werden. Empfehlung der Redaktion Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology Kongressdossier zum ASCO Unsere gesammelten Highlights und Berichte vom Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology (ASCO) 2022 finden sie hier. Erfahren Sie beispielsweise, warum es therapeutisch immer relevanter wird, ob ein links- oder rechtsseitiges metastasiertes kolorektales Karzinom mit RAS-Wildtyp vorliegt oder wie Sie die Therapie von Erkrankten mit Multiplem Myelom stärker individualisieren können. basierend auf: ASCO Annual Meeting 2022, 3.-7.6.2022; Clinical Science Session: Nimotuzumab combined with gemcitabine versus gemcitabine in K-RAS wild-type locally advanced or metastatic pancreatic cancer: A prospective, randomized-controlled, double-blinded, multicenter, and phase III clinical trial.

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