Erschienen in:
26.07.2022 | Aspiration | Leitthema
Neurothrombektomie 2022 – Indikationserweiterung und technische Innovationen
verfasst von:
Dr. Charlotte S. Weyland, Prof. Dr. Martin Bendszus
Erschienen in:
Der Nervenarzt
|
Ausgabe 10/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Für fortgeschrittene demarkierte territoriale Mediaischämien zeigen zahlreiche retrospektive und erste prospektive Studien einen positiven Effekt der mechanischen Thrombektomie (MT) im Vergleich zur bestmöglichen medikamentösen Therapie (BMT). Für Patienten mit leichtem Schlaganfall (NIHSS [National Institutes of Health Stroke Scale] < 6) gibt es aktuell keine Evidenz für die MT. Entsprechende notwendige Studienprotokolle müssen differenzieren zwischen Patienten mit proximalem Gefäßverschluss und disproportional milden Symptomen sowie distalerem Gefäßverschluss und dadurch entsprechend wenig klinischen Symptomen. Die intravenöse Lysetherapie vor MT behält auch als „Bridging“-Lyse aktuell ihre generelle Empfehlung, da große Studien keine einheitliche Nichtunterlegenheit der MT alleine zeigen konnten. Zusätzlich bietet die Applikation intraarterieller Lyse nach erfolgreicher MT einen vielversprechenden Ansatz, den es weiter zu evaluieren gilt. Neue Aspirationskatheter und Stentretriever sowie konkurrierende Thrombektomietechniken messen sich am „first pass effect“ – der erfolgreichen Rekanalisation mit nur einem Thrombektomieversuch. Die Kontaktaspiration und Stentretrieverthrombektomie unter Aspiration sind gleichwertige, etablierte Thrombektomieverfahren. Für das letztere gibt es mehrere beschriebene Manövertechniken zur Verbesserung des Thrombektomieerfolgs. Eine Kombination mit einem ballongeführten Führungskatheter bietet in retrospektiven Arbeiten eine weitere Verbesserung der Rekanalisationsraten. Der radiale Zugangsweg und die Karotisdirektpunktion bieten Ausweichmöglichkeiten beim Scheitern der Sondierung über einen Leistenzugang. Neue Studien zum Arteria-carotis-interna(ACI)-Stent bei Tandem-Verschlüssen zeigen einen Benefit des Stents ohne erhöhtes Risiko für symptomatische intrakranielle Blutungen. Der retrograde Ansatz, zuerst den intrakraniellen Gefäßverschluss und dann die Karotisstenose zu behandeln, scheint hierbei von Vorteil zu sein.