Prognose von Dialysepatienten deutlich besser geworden

In den letzten 25 Jahren ist die kardiovaskuläre Mortalität bei Dialysepatienten stärker zurückgegangen als im Bevölkerungsdurchschnitt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Verbesserungen in der Prävention und Therapie von Herzinfarkt, Schlaganfall und Lungenembolie haben die dadurch verursachten Sterberaten in den letzten Jahrzehnten beträchtlich gesenkt. Es gibt allerdings Zweifel, ob Patienten mit Dialysepflicht von diesen Maßnahmen genauso profitiert haben. Eine Statintherapie zum Beispiel konnte in zwei großen klinischen Studien bei Dialysepatienten die kardiovaskuläre Prognose nicht verbessern. Insofern sind es überraschend gute Ergebnisse, die jetzt auf der Basis des „European Renal Association (ERA)“-Registers präsentiert wurden. Die kardiovaskuläre Sterblichkeit von Dialysepatienten ist danach sogar überdurchschnittlich stark gesunken. Daten von 220.000 Patienten Rund 220.500 Patienten aus elf europäische Ländern, die zwischen 1998 und 2015 mit einer Dialyse begonnen haben, sind im ERA-Register erfasst. Die im Mittel 68 Jahre alten Patienten, davon 37% Frauen, wurden im Median 2,4 Jahre nachbeobachtet. In dieser Zeit erhielten etwa 50.000 Patienten eine neue Niere und fast 84.000 starben; Herzinfarkte, Schlaganfälle bzw. Lungenembolien waren für 9,1%, 6,0% bzw. 0,5% der Todesfälle verantwortlich. Für alle drei Ursachen gingen die Sterberaten zwischen 1998 und 2015 kontinuierlich zurück: Die herzinfarktbedingte Mortalität sank bis 2007 jedes Jahr um 4,0% und danach sogar um 6,9%. Die jährliche Reduktion bei den Todesfällen durch Schlaganfall bzw. Lungenembolie betrug 3,9% bzw. 5,6%. Da diese Rückgänge größer waren als in der Allgemeinbevölkerung gleichen Alters und Geschlechts, verminderten sich die Quotienten der nach Alter und Geschlecht standardisierten Mortalitätsraten (Standardized Mortality Rate Ratio, SMR) der Dialysepatienten infolge von Herzinfarkten von 8,1 (in den Jahren 1998─2003) auf 6,8 (in den Jahren 2009─2015), durch Schlaganfälle von 7,3 auf 5,8 und durch Lungenembolien von 8,7 auf 5,5. Kardiovasluläre Mortalität bei Frauen höher als bei Männern Dialysepflichtige Frauen hatten durchgängig höhere Sterberaten als Männer, die Mortalitätsreduktion war aber bei beiden Geschlechtern festzustellen. Auch bei über 65-jährigen Dialysepatienten ging die kardiovaskuläre Sterblichkeit mit der Zeit zurück. Die ausgeprägtere Reduktion der kardiovaskulären Mortalität bei Dialysepatienten im Vergleich zur Bevölkerung lässt sich nach Ansicht des Studienteams um Gurbey Ocak vom Sankt-Antonius-Krankenhaus in Nieuwegein nicht darauf zurückführen, dass Dialysepatienten einen größeren Nutzen von Präventions- und Therapiemaßnahmen hätten. Dem würden die Ergebnisse klinischer Studien widersprechen. Für wahrscheinlicher halten die Forscher und Forscherinnen andere Ursachen, etwa eine verbesserte Behandlung akuter kardiovaskulärer Ereignisse bei Dialysepatienten, Veränderungen im Dialyseprozess und das Management dialysespezifischer Risikofaktoren wie Elektrolytstörungen und Anämie. Außerdem hätten dank effektiverer Behandlung der Niereninsuffizienz Patienten zu Beginn der Dialyse heute weniger kardiovaskuläre Begleiterkrankungen als beim Start des Registers. Trotz der gesunkenen Mortalitätsraten sterben Dialysepatienten aber immer noch sechs- bis siebenmal so häufig an Herzinfarkten und Schlaganfällen wie der Durchschnittsbürger. Ocak et al. fordern daher, statt in der Allgemeinbevölkerung etablierte Behandlungsansätze zu implementieren, Studien aufzulegen, die auf Dialysepatienten zugeschnittene Therapien untersuchen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie hat sich die kardiovaskuläre Mortalität von Dialysepatienten in Europa entwickelt? Antwort: Die Sterblichkeit durch Herzinfarkte, Schlaganfälle und Lungenembolien ist zwischen 1998 und 2015 stärker gesunken als im Bevölkerungsdurchschnitt, liegt aber immer noch sechs- bis siebenmal so hoch. Einschränkung: Registerstudie; Verzerrungen möglich, da Daten zu Komorbiditäten, Therapien und Laborwerten fehlen.

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