Neue Triple-Therapie zur Behandlung der COPD zugelassen

Zur Behandlung von Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), die unter einer dualen Therapie weiterhin symptomatisch sind und Exazerbationen erleiden, wurde kürzlich die Triple-Therapie mit Formoterol/Glycopyrronium/Budesonid zugelassen. Exazerbationen haben für Patienten mit COPD schwere Folgen: „Sie schränken die Lebensqualität weiter ein und können die Lebenserwartung massiv verkürzen“, berichtete Prof. Dr. Klaus Rabe, LungenClinic Großhansdorf. Jede Exazerbation gehe mit mehreren Folgeerscheinungen einher: einem erhöhten Risiko für wiederkehrende Exazerbationen, einer Reduktion der Lungenfunktion, die sich oft später nicht mehr vollständig zurückbildet, einem schnelleren Fortschreiten der Erkrankung und auch mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Krankenhauseinweisungen aufgrund der COPD. Die Auswirkungen sind nicht auf den Bereich der Lunge beschränkt, es steigt auch das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen. So ist die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Myokardinfarktes in den ersten fünf Tagen nach einer Exazerbation mehr als verdoppelt [1]. Exazerbationen effektiv vorbeugen Ein wichtiges Therapieziel besteht bei der COPD deshalb auch darin, Exazerbationen frühzeitig zu behandeln und darüber hinaus das Auftreten solcher Ereignisse möglichst zu verhindern. Dass dies realistisch ist, zeigen die Ergebnisse der ETHOS-Studie [2]. In die randomisierte, doppelblinde, multizentrische Phase-III-Studie wurden mehr als 8.500 Patienten eingeschlossen, die im Vorjahr mindestens eine mittelschwere oder schwere Exazerbation erlebt hatten und die bei Studienbeginn mindestens zwei inhalative Erhaltungstherapien erhielten. Die Patienten wurden 52 Wochen lang im Parallelgruppenvergleich entweder mit zwei verschiedenen Dosierungen der Dreifachkombination aus Formoterolfumarat, Glycopyrronium und Budesonid (Trixeo Aerosphere® im Dosieraerosol; Form/Gly/Bud) behandelt oder mit der Zweifachkombination aus Glycopyrronium und Formoterolfumarat (Gly/Form) oder der Zweifachkombination aus Budesonid und Formoterolfumarat (Bud/Form). Geringere Exazerbationsrate Das wichtigste Ergebnis war laut Rabe, Leiter der ETHOS-Studie, eine signifikante Reduktion der Rate mittelschwerer und schwerer Exazerbationen als primärem Studienendpunkt: Die Exazerbationsrate verglichen mit Gly/Form wurde um 24% gesenkt (p<0,001; Abb. 1), entsprechend einer Number Needed to Treat (NNT) von 3. Parallel dazu zeigte sich eine signifikante Reduktion der Klinikeinweisungen aufgrund schwerer Exazerbationen um 20% unter der Triple-Therapie im Vergleich zu Form/Bud (p=0,02). Abb. 1 ETHOS-Studie: Geschätzte Rate mittelschwerer/schwerer COPD-Exazerbationen unter der fixen Dreifachkombination aus Form/Gly/Bud über 52 Wochen (modifiziert nach [2]) Springer Medizin Verlag GmbH × Geringere Mortalität Rabe betonte, dass die ETHOS-Studienergebnisse Hinweise auf eine erhebliche Reduktion der Gesamtmortalität um 49% im Triple-Therapie-Arm (5/7,2/160 μg) gegenüber Gly/Form lieferten (absolute Todesrate 1,40% vs. 2,64%; Hazard Ratio 0,51; 95%-Konfidenzintervall 0,33–0,80; nicht-adjustierter p-Wert=0,0035). Gegenüber Bud/Form gab es eine Reduktion um 28%. Die Triple-Therapie führte zudem zu einer signifikanten Linderung der Symptomatik sowie einer Besserung der Lebensqualität (p<0,001) [2, 3]. Studien zur Triple-Therapie auf einen Blick ETHOS-Studie Die ETHOS-Studie belegt deutliche Vorteile einer Triple-Therapie mit Formoterolfumarat, Glycopyrronium und Budesonid (Form/Gly/Bud) gegenüber den Zweifachkombinationen von Glycopyrronium und Formoterolfumarat (Gly/Form) sowie Budesonid und Formoterolfumarat (Bud/Form) bei Patienten mit mittelschweren bis schweren Exazerbationen [2]: Signifikante Reduktion der Exazerbationsrate (p<0,001/p=0,003) 20%ige Reduktion der COPD-bedingten Hospitalisierungen (vs. Bud/Form) Hinweise auf erhebliche Reduktion der Gesamtmortalität (vs. Gly/Form) Deutliche Verbesserung der Symptomatik und der Lebensqualität Günstiges Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil entsprechend den Einzelkomponenten. KRONOS-Studie Die KRONOS-Studie zeigte ebenfalls eine bessere Wirksamkeit der fixen Dreifachkombination bei Patienten mit mittelschweren bis schweren Exazerbationen gegenüber den dualen Kombinationen [7]: Klinisch bedeutsame Verbesserungen der Lungenfunktion (vs. Bud/Form) Signifikante Reduktion der Exazerbationsraten (p<0,0001 vs. Gly/Form) Verbesserung der Atemwegsbeschwerden und der Lebensqualität Korrelation zwischen der Eosinophilenzahl im Blut und Verbesserungen der Lungenfunktion und Exazerbationsraten, Vergleichbare Sicherheitsprofile der Wirkstoffkombinationen. Neue Inhalationstechnologie Eine neue Technologie zur inhalativen Therapie mittels Dosieraerosol (Aerosphere™ Delivery Technologie) setzt spezielle Trägerpartikel ein und gewährleistet so eine hohe Lungendeposition der Wirkstoffe in den großen und kleinen Atemwegen [4]. Bei den Trägerpartikeln handelt es sich um Nanosphären aus Phospholipiden, die ein natürlicher Bestandteil des Lungensurfactants sind. Sie zeichnen sich durch eine geringe Dichte, eine porös gewellte Oberfläche und eine schaumförmige Nanostruktur aus. Sie haben einen MMAD (Mass Median Aerodynamic Diameter) von etwa 3 μm und damit eine optimale aerodynamische Größe [5]. Die inhalierten Partikel transportieren die Wirkstoffe über den gesamten Atemtrakt, verschmelzen am Wirkort vollständig mit dem Lungensurfactant und setzen dabei die gebundenen Wirkstoffe frei. Dieses molekulare Trägerverfahren ermöglicht eine Lungendeposition von bis zu 38% (gezeigt bei gesunden Probanden) ohne Verwendung zusätzlicher Hilfsstoffe [6]. Instabile COPD: frühzeitig die Triple-Therapie nutzen Weltweit leiden derzeit mehr als 900 Millionen Menschen an einer COPD [8, 9], Tendenz steigend. In Deutschland wird die Zahl der Betroffenen bis 2030 vermutlich auf 7,9 Millionen Menschen steigen. Die Jahresprävalenz liegt bei Frauen derzeit bei 5,8% und bei Männern bei 5,7% [10], berichtete Dr. Frank Kanniess, niedergelassener Allgemeinarzt mit Fachgebiet Lungenerkrankungen in Reinfeld. Gefürchtet sind nach Kanniess vor allem Exazerbationen der COPD. Die Verschlechterungsschübe sind durch eine akute, über mindestens zwei Tage anhaltende Zunahme der respiratorischen Symptome mit der Notwendigkeit einer Intensivierung der COPD-Behandlung gekennzeichnet. Hintergrund der Exazerbation ist eine entzündlich bedingte vermehrte Bronchokonstriktion und/oder Schleimproduktion mit Überblähung. Klinisch kann sich die Situation durch eine Zunahme der Dyspnoe, des Hustens, des Sputumvolumens und/oder der Sputumpurulenz darstellen. Wie Kanniess darlegte, ist die Exazerbation jeweils nach dem Schweregrad zu differenzieren. Eine leichte Exazerbation kann vom Patienten selbst durch zusätzliche Inhalation kurzwirksamer Bronchodilatatoren behandelt werden. „Gerade diese Form der Exazerbation wird dem behandelnden Arzt oft nicht berichtet“, so Kanniess. Dabei können sie den progredienten Verlauf der COPD ebenso vorantreiben wie schwerere Formen. Eine mittelschwere Exazerbation liegt vor, wenn eine zusätzliche Verordnung systemischer Kortikoide und/oder Antibiotika nötig ist. Bei schwerer Exazerbation ist eine intensivierte, stationäre Behandlung angezeigt. Vor diesem Hintergrund sind laut Kanniess auch die Ergebnisse der ETHOS-Studie zu sehen – letztlich die Therapieeskalation von der dualen Therapie zu einer Behandlung mit drei Wirkstoffen, also einem langwirksamen Betamimetikum (LABA), einem langwirksamen Anticholinergikum (LAMA) und einem inhalativen Steroid (ICS). Auch die KRONOS-Studie bestätigte, dass die Dreifach-Fixkombination eine gute Symptombesserung erwirkte und zudem die Rate mittelschwerer und schwerer Exazerbationen um 52% (p<0,0001) gegenüber LAMA/LABA senkte [7]. „Die Triple-Therapie ist angezeigt bei Patienten, die unter einer LAMA/LABA- oder einer ICS/LABA-Therapie instabil sind“, empfahl Kanniess. Es lohne sich, schon frühzeitig auf entsprechende Warnsignale zu reagieren und nicht bis zum Auftreten einer Exazerbation zu warten. Denn „bereits eine Exazerbation kann das Hospitalisierungsrisiko und auch das Mortalitätsrisiko deutlich erhöhen“. Literatur Donaldson GC et al., Chest 2010, 137:1091–1097 Rabe KF et al., N Engl J Med 2020, 383:35–48 Martinez FJ, Am J Respir Crit Care Med 2021, 203:553–564 Taylor G et al., Eur J Pharm Sci 2018, 111:450–457 Vehring R et al., Langmuir 2012, 28:1515–1523 Glasser J et al., Microbes Infect 2012, 14:17–25 Ferguson GT et al., Lancet Respir Med 2018, 6:747–758 Varmaghani M et al., East Mediterr Health J 2019, 25:47–57 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1716/umfrage/entwicklung-der-weltbevoelkerung/ (letzter Zugriff: 26.03.2021) Nationale Versorgungsleitlinie COPD 2020, 2. Auflage Konsultationsfassung, https://leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/copd/copd-2aufl-konsultation.pdf (letzter Zugriff: 17.12.20) Trixeo Aerosphere® 5 Mikrogramm/7,2 Mikrogramm/160 Mikrogramm Druckgasinhalation, Suspension Wirkstoffe: Formoterolfumarat-Dihydrat (Ph.Eur.), Glycopyrroniumbromid (Ph.Eur.), Budesonid. Verschreibungspflichtig. Zusammensetzung: Jeder Sprühstoß (über das Mundstück abgegebene Menge) enthält 5 Mikrogramm Formoterolfumarat-Dihydrat (Ph.Eur.), 9 Mikrogramm Glycopyrroniumbromid (Ph.Eur.), entsprechend 7,2 Mikrogramm Glycopyrronium, und 160 Mikrogramm Budesonid. Dies entspricht einer abgemessenen Menge von 5,8 Mikrogramm Formoterolfumarat-Dihydrat (Ph.Eur.), 10,4 Mikrogramm Glycopyrroniumbromid (Ph.Eur.), entsprechend 8,2 Mikrogramm Glycopyrronium, und 182 Mikrogramm Budesonid. Sonstige Bestandteile: Norfluran, Colfoscerilstearat, Calciumchlorid. Anwendungsgebiet: Zur Erhaltungstherapie bei erwachsenen Patienten mit moderater bis schwerer chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), die mit einer Kombination aus einem inhalativen Kortikosteroid und einem langwirksamen Beta2-Agonisten oder einer Kombination aus einem langwirksamen Beta2-Agonisten und einem langwirksamen Muskarinrezeptor-Antagonisten nicht ausreichend eingestellt sind. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Häufig: Oropharyngeale Candida-Infektionen, Pneumonie, Hyperglykämie, Angstzustände, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Palpitationen, Dysphonie, Husten, Übelkeit, Muskelkrämpfe, Harnwegsinfektionen. Gelegentlich: Überempfindlichkeitsreaktionen, Depression, Agitiertheit, Unruhe, Nervosität, Schwindelgefühl, Tremor, Angina pectoris, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen (Vorhofflimmern, supraventrikuläre Tachykardie, Extrasystolen), Reizungen im Rachenraum, Bronchospasmus, Mundtrockenheit, Blutergüsse, Harnverhalt, Brustschmerz. Sehr selten: Anzeichen und Symptome glukokortikoidüblicher Wirkungen (z.B. Unterfunktion der Nebennierenrinde), Verhaltensstörungen. Nicht bekannt: Angioödem, verschwommenes Sehen, Katarakt, Glaukom. Weitere Hinweise: siehe Fachinformation. Pharmazeutischer Unternehmer: AstraZeneca GmbH, 22876 Wedel, E-Mail: azinfo@astrazeneca.com, www.astrazeneca.de, Servicehotline für Produktanfragen: 0800 2288660. Stand: Dezember 2020. DE-30818/2020 Impressum Virtuelle Launch-Pressekonferenz „Trixeo Aerosphere®– Neue Dreifach-Kraft im Kampf gegen die COPD“, 25. Februar 2021 Berichterstattung: Christine Vetter, Köln Artikel gedruckt in „MMW - Fortschritte der Medizin“, Band 163, Heft 8, April und „Der Pneumologe“, Band 18, Heft 3, Mai 2021 Mit freundlicher Unterstützung der AstraZeneca GmbH, Wedel Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Annette Schilling Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführer: Joachim Krieger, Fabian Kaufmann Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF: Exazerbationen bei COPD - Neue Triple-Therapie zur Behandlung der COPD zugelassen

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