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08.02.2021 | COVID-19 | Nachrichten

Analyse des RKI

Coronavirus-Varianten breiten sich aus

verfasst von: Anne Bäurle

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Wie verbreitet sind die neuen SARS-CoV-2-Varianten in Deutschland? Das RKI hat dazu erstmals Daten veröffentlicht: So wurde in einer Analyse in knapp sechs Prozent der SARS-CoV-2-positiven Proben die britische Virusvariante B.1.1.7 nachgewiesen.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat zum ersten Mal Daten zur Verbreitung der neuen SARS-CoV-2-Varianten in Deutschland publiziert. Einer Analyse von rund 31.000 Punktmutations-Assays zufolge gehen 5,8 Prozent der SARS-CoV-2-positiven Proben mit großer Wahrscheinlichkeit auf die besonders im Fokus stehende B.1.1.7-Variante zurück.

Diese war Mitte Dezember 2020 im Vereinigten Königreich aufgetreten. Aufgrund von Mutationen kann sich die B.1.1.7-Linie schneller verbreiten und könnte daher die Kontrolle der COVID-19-Pandemie erheblich erschweren.

„Erhebliches Risiko bei Lockerungen“

B.1.1.7 ist mittlerweile in 13 der 16 Bundesländer detektiert worden, meldet das RKI weiter, zudem sei mit einer zunehmenden Ausbreitung der Virusvariante zu rechnen. Einschränkend heißt es in dem Bericht allerdings auch: „Bei der Bewertung der Daten ist es wichtig zu berücksichtigen, dass sie einer Verzerrung bei der Probenauswahl (etwa bei Patienten mit positiver Reiseanamnese, Anm. d. Red.) unterliegen. Wir gehen davon aus, dass die gezielte Sequenzierung den Anteil der erkannten Virusvariante B.1.1.7 verzerrt erhöht.“

Professor Hartmut Hengel vom Universitätsklinikum Freiburg meint dazu: „Die Daten des ersten Berichts zeigen, dass die Variante B.1.1.7 in Deutschland bereits flächendeckend Fuß gefasst hat und zunehmend am Infektionsgeschehen beteiligt ist. Aussagekräftige Schlussfolgerungen zur Dynamik der Variantenausbreitung und die Berechnung varianten-spezifischer Reproduktionswerte sind auf dieser Datengrundlage allerdings noch nicht möglich.“

Der Virologe warnte im Gespräch mit dem „Science Media Center“ allerdings, dass die im Vergleich mit dem wildtypischen SARS-CoV-2 höhere Infektiosität ein erhebliches Risiko bei Lockerungen – wie aktuell bereits wieder diskutierte Schulöffnungen – darstelle. Unter diesen Voraussetzungen könne sich innerhalb weniger Wochen eine dritte, schwerer kontrollierbare Infektionswelle wie in Großbritannien und Dänemark aufbauen.

Schützen die Corona-Impfstoffe?

Auch die südafrikanische SARS-CoV-2-Variante B.1.351 wurde hierzulande bereits detektiert. Rückschlüsse auf die Verbreitung dieser Variante lassen Daten von Gesamtgenomsequenzierungen zu, die in dem RKI-Bericht ebenfalls erfasst sind. Demnach wurde B.1.351 sowohl im Datensatz für 2020 als auch im bisherigen Datensatz für 2021 je zehn Mal detektiert. Das RKI weist aber auch hier darauf hin, dass auch für B.1.351 die Aussagekraft aufgrund der voreingenommenen Probenauswahl eingeschränkt ist.

Eine weitere in Deutschland nachgewiesene Variante ist die in Brasilien zirkulierende Viruslinie P.1. Am 22. Januar berichtete das Land Hessen erstmals über einen Nachweis der Viruslinie, die bisher nur über eine spezifische PCR nachgewiesen wurde, wie das RKI dazu anmerkt.

Die große Frage, die sich derzeit stellt: Schützen die bisher zugelassenen Impfstoffe auch vor den neuen SARS-CoV-2-Varianten? In-vitro-Neutralisierungsstudien mit den mRNA-Vakzinen von BioNTech/Pfizer und Moderna haben eine Schutzwirkung gegen B.1.1.7 und B.1.351 nahegelegt.

Allerdings wurde kürzlich bekannt, dass sich in einem Pflegeheim im Landkreis Osnabrück trotz vollständiger Immunisierung mit der BioNTech/Pfizer-Vakzine 14 Bewohner mit der britischen SARS-CoV-2-Variante B.1.1.7 infiziert haben. Allerdings: COVID-19 scheint bei allen Infizierten bisher asymptomatisch oder mild zu verlaufen – das könnte auf die kurz zuvor vorgenommene mRNA-Impfung zurückzuführen sein. Möglicherweise schützt die Vakzine von BioNTech/Pfizer demnach zwar nicht vor einer Infektion mit den neuen Virusvarianten, aber vor einem schweren oder gar tödlichen Verlauf.

Die COVID-19-Vakzine des Herstellers AstraZeneca, die kürzlich eine bedingte Zulassung erhalten hat, bietet wohl Schutz vor der britischen SARS-CoV-2-Variante, hat aber noch unpublizierten Daten zufolge nur eine begrenzt wirksame Schutzwirkung gegen die südafrikanische Viruslinie.

Quelle: Ärzte Zeitung

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