Geimpfte Personen mit Leberzirrhose haben während und nach einer Omikroninfektion häufiger Probleme als solche ohne Zirrhose. So ist etwa das Risiko für ein Delir deutlich erhöht, auch leiden sie nach Angaben einer kleinen indischen Analyse anschließend vermehrt an Fatigue.
Komorbiditäten sind für den COVID-Verlauf sehr relevant, das gilt auch für eine Infektion mit der Omikronvariante. Ein Team um Dr. Anand Kulkarni vom Institut für Gastroenterologie in Hyderabad in Indien hat in einer kleinen Analyse geschaut, wie gut Personen mit Leberzirrhose im Vergleich zu anderen eine Erkrankung mit der Omikronvariante überstehen. Sie schlossen 119 Personen in ihre Analyse ein, die zwischen Januar und März in diesem Jahr infolge einer Omikroninfektion erkrankt waren, 46 davon hatten eine Leberzirrhose, 73 nicht. Zu Herkunft und Einschlusskriterien macht das Team um Kulkarni keine genauen Angaben, es wurde in beiden Gruppen aber auf ein ähnliches Alter und Geschlechterverhältnis geachtet, auch traten COVID-relevante Begleiterkrankungen wie Hypertonie, Diabetes und Adipositas ähnlich häufig auf, zudem waren in beiden Gruppen etwa 80% aller Personen geimpft, fast alle zweifach und nur wenige geboostert. Im Schnitt lag die letzte Impfung in beiden Gruppen sechs Monate zurück, etwa die Hälfte der Zirrhosekranken galt als Impf-Nonresponder, definiert über fehlende Impfantikörper, in der Kontrollgruppe lag der Anteil bei etwa einem Viertel.
Rund jeder zehnte Zirrhosekranke im Delir
Von den Zirrhosekranken hatten 20 eine alkohol- und ebenso viele eine NASH-bedingte Zirrhose, bei den übrigen dominierten virale Ursachen. Bei allen Infizierten wurde spezifisch die Omikronvariante nachgewiesen.
In beiden Gruppen entwickelten ähnlich viele COVID-Kranke einen moderaten oder schweren Verlauf, definiert über die Sauerstoffsättigung, allerdings war die Hospitalisierungsrate unter den Zirrhosepatienten signifikant höher (56% versus 30%), ebenso die Rate für eine Nierenersatztherapie (13% versus 3%). Drei Personen mit und eine ohne Zirrhose starben im Laufe der Infektion (6,5% und 1,4%), der Unterschied war jedoch nicht signifikant. Fünf Betroffene mit Zirrhose (11%) entwickelten ein Delir, aber keine Person in der Kontrollgruppe. Die Hälfte der Überlebenden mit Zirrhose, aber nur eine Viertel ohne, klagte anschließend über eine anhaltende Fatigue, diese beiden Resultate waren statistisch signifikant.
Aufgrund der kleinen Zahl der analysierten Personen sind die Ergebnisse jedoch mit Vorsicht zu betrachten, auch hatten rund 80% der Leberkranken vor der Infektion eine dekompensierte Zirrhose, was ihre Aussichten ebenfalls getrübt haben dürfte.