Leberwerterhöhung: Welche Antipsychotika besonders im Blick behalten?

Medikamentenbedingte Lebererkrankungen sind Folge vieler Arzneimittel. Bei Antipsychotika spielen dabei patientenbezogene Risikofaktoren aber auch Unterschiede der Medikamente eine Rolle. Im AMSP-Projekt stellen Leberenzymerhöhungen die zweithäufigste Art von schweren unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) dar, erklärte Dr. Sermin Toto von der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover. Dabei ist eine schwere UAW bei Leberenzymen als eine Erhöhung auf mehr als das Fünffache der Norm definiert. Risikofaktoren Die Analyse von 246 Antipsychotika-bezogenen ausgeprägten Leberenzymerhöhungen im AMPSP zeigte, dass diese UAW etwas häufiger bei Männern und bei Vorliegen der Diagnose einer Manie aufgetreten war. Entgegen der Erwartung war das Risiko bei Patienten im Alter von über 65 Jahren niedriger als bei jüngeren Patienten. Mit einer Überdosierung hing diese schwere UAW nicht zusammen – die mittleren Dosierungen der verabreichten Antipsychotika lagen für jede Einzelsubstanz im therapeutischen Bereich. Als Risikofaktoren konnte Toto allerdings identifizieren: Leber-Vorschädigung (26 %) allgemeine UAW-Empfindlichkeit (8,9 %) Substanzgebrauch/Abhängigkeit (6,1%) andere Risiken wie Infektionen, rasche Aufdosierung der Antipsychotika, Fehl-/Mangelernährung (6,9%) Unterschiede zwischen Antipsychotika Die Auswertung zeigte auch Unterschiede zwischen Substanzgruppen und einzelnen Antipsychotika. Ausgeprägte Leberenzymerhöhungen waren bei Therapie mit Antipsychotika der zweiten Generation signifikant häufiger als bei solchen der ersten Generation oder hochpotenten Antipsychotika. Phenothiazine zeigten signifikant höhere Raten von Leberenzymerhöhungen als Thioxanthene und Butyrophenone. Unter den Antipsychotika der zweiten Generation war Olanzapin mit der höchsten Rate von Leberenzymerhöhungen assoziiert gefolgt von Clozapin, Risperidon, Quetiapin, Amisulprid und Aripiprazol. Bei Antipsychotika der ersten Generation wies Perazin das höchste Risiko für Leberwerterhöhungen auf. Quetiapin war für die höchsten Maximalkonzentrationen von GOT, GPT und GGT verantwortlich, Risperidon beeinflusste GPT- und GGT-Werte am wenigsten. In mehr als zwei Drittel der Fälle wurde ein Antipsychotikum alleine als Ursache für die Leberenzymerhöhungen identifiziert, deutlich seltener mehrere Medikamente. Bei den Kombinationen handelte es sich mehrheitlich um Antipsychotika kombiniert mit einem Antidepressivum oder der Kombination von zwei Antipsychotika. Verlauf In vier von fünf Fällen mit ausgeprägten Leberwerterhöhungen wurde das angeschuldigte Medikament abgesetzt. Bei 97 % aller dokumentierten Fälle gingen die Leberenzymerhöhungen zurück, in zwei Fällen kam es allerdings auch zu einem Leberversagen, das in einem Fall eine Lebertransplantation nach sich zog. Empfehlung der Redaktion Berichte aus Berlin Das Dossier zum Psychiatrie-Kongress Was unterscheidet Absetzsymptome von Rebound-Effekten beim Beenden einer Psychopharmaka-Therapie und welche Strategie bei Depressionen ist zielführender – Psychotherapie oder Antidepressiva? Im Kongressdossier bekommen Sie zudem einen Ausblick auf die kommende S3-Leitlinie zu medikamentenbezogenen Störungen. basierend auf: Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin, 27.11.– 30.11.2019. Symposium: Arzneimittelsicherheit Update

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